Von Jürgen Fritz, Sa. 07. Mai 2022, Titelbild: © JFB
Mehr als 2,3 Millionen Schleswig-Holsteiner sind morgen aufgerufen, ihren Landtag neu zu wählen. Seit 2017 regiert dort eine Jamaika-Koalition unter Ministerpräsident Daniel Günther. Die CDU wird sich gegenüber 2017 nochmals deutlich verbessern, während die SPD drastische Verluste erleiden wird, so die Wahl-O-Matrix-Prognose. Die Grünen werden dazugewinnen, die FDP verlieren.
Deutliche Zugewinne für die CDU, herbe Verluste für die SPD
Schleswig-Holstein war für die SPD lange Zeit ein Bundesland, in dem sie durchaus sehr gute Ergebnisse erzielte: 1947 fast 44 Prozent, in den 1960er und 1970er Jahren immer um die 40 Prozent, in den 1980er Jahren sogar 44 bis 55 Prozent und auch 2000 noch über 43 Prozent. Davon wird die Schleswig-Holstein-SPD morgen nicht nur sehr weit entfernt sein, sie wird nicht mal die Hälfte davon erreichen. Sie wird mit Sicherheit erstmals in der Landesgeschichte unter 25 Prozent fallen und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar unter 20 Prozent. Wahl-O-Matrix sieht die SPD morgen bei um die 18,5 Prozent (plus/minus zwei bis drei Punkte). Das wäre ein Minus von fast 9 Punkten gegenüber dem ohnehin schon eher schwachen Ergebnis von 2017.
Sehr gut sieht es dagegen für die CDU aus. Diese wird ihre 32 Prozent mit Sicherheit um mehrere Punkte steigern, wahrscheinlich um ca. 6 bis 7 Prozentpunkte auf um die 38,2 Prozent (plus/minus drei Punkte) und läge damit fast zehn Punkte vor der SPD. Dies hängt auch mit dem amtierenden Ministerpräsidenten zusammen, der sehr hohe Beliebtheitswerte hat in Schleswig-Holstein. Laut Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer) wünschen sich 64 Prozent der Wahlberechtigten Daniel Günther weiterhin als Ministerpräsidenten. Seine beiden Herausforderer Thomas Losse-Müller von der SPD und und Monika Heinold von den Grünen können von solchen Werte nur träumen. Loss-Müller wollen nur elf Prozent als neuen Regierungschef, Heinold nur zehn Prozent.
Die Grünen werden zulegen, die FDP könnte fast ein Drittel ihrer Wähler verlieren, AfD wird den Einzug wahrscheinlich schaffen
Zugewinne werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Die Grünen verzeichnen, die um die 17 Prozent landen sollten. Das entspräche einem Plus von vier Punkten gegenüber 2017.
Mit deutlichen Verlusten muss dagegen die dritte Regierungspartei, die FDP rechnen, die von 11,5 auf um die 8 Prozent fallen dürfte. Damit hätte sie drei von zehn, also fast ein Drittel ihrer Wähler verloren.
Bei der AfD wird es wahrscheinlich keine großen Veränderungen geben gegenüber 2017. Sie dürfte wieder bei knapp 6 Prozent landen, laut Wahl-O-Matrix-Prognose um die 5,8 Prozent.
Sehr gutes Ergebnis für den SSW und katastrophales für die Linkspartei
Der Südschleswigsche Wählerverband SSW der dänischen Minderheit ist laut Wahlgesetzes seit 1955 von der Fünf-Prozent-Hürde befreit. Der SSW wird also auf jeden Fall wieder in den Landtag einziehen, hat dieses Jahr aber auch sehr gute Chancen, über fünf Prozent zu kommen. Wahl-O-Matrix sieht den SSW bei ca. 5,3 Prozent, was einem Plus von zwei Punkten entspräche gegenüber 2017.
Überhaupt keine Chancen auch nur in die Nähe der fünf Prozent zu kommen, hat DIE LINKE, die 2017 auf 3,8 Prozent kam und morgen nur knapp über zwei Prozent kommen dürfte. Wahl-O-Matrix sieht sie zwischen 1,5 und 3 Prozent, also um die 2,2 Prozent herum.
Alle anderen Klein- und Kleinstparteien zusammen (Piraten, Freie Wähler, Die PARTEI, Z., die Basis, Die Humanisten, Gesundheitsforschung, Tierschutzpartei, Volt, Bündnis C, FAMILIE, LKR …) dürften zusammen auf ca. 5 Prozent kommen.
So wird Schleswig-Holstein morgen wählen
- CDU: 38,2 %
- SPD: 18,5 %
- Grüne: 17 %
- FDP: 8 %
- AfD: 5,8 %
- SSW: 5,3 %
- Die Linke: 2,2 %
- Sonstige: 5 %

(c) JFB
Gewinne und Verluste gegenüber der Landtagswahl 2017 (in Prozentpunkten)
- CDU: +6,2
- Grüne: +4,1
- SSW: +2,0
- Sonstige: +1,5
- AfD: −0,1
- Die Linke: −1,6
- FDP: −3,5
- SPD: −8,8
Regierungsbildung: Schwarz-Grün wird sicherlich eine Mehrheit erreichen, für Schwarz-Gelb könnte es ganz eng werden
Bei diesem Ergebnis bräuchte es ca. (100 – 2,2 – 5) Prozent geteilt durch 2 = etwas über 46,4 Prozent für eine Mehrheit der Sitze im Landtag. Rot-Grün-Gelb kämen aber nur auf 43,5 Prozent. Da niemand mit der AfD koalieren will, wäre die einzige Möglichkeit, eine Regierung gegen die CDU zu bilden eine Vierer-Koalition aus SPD, Grüne, FDP und SSW. Da sich aber rund 64 Prozent der Schleswig-Holsteiner Daniel Günther (CDU) weiter als Ministerpräsidenten wünschen und nur zehn oder elf Prozent Losse-Müller oder Heinold, käme diesem einem Affront gegen die Wähler gleich, würde eine Koalition gegen den klaren Wahlgewinner gebildet.
Weitaus realistischer wird also sein, ob die CDU zukünftig mit nur einem Koalitionspartner auskommen wird. Mit den Grünen wird es mit Sicherheit reichen für eine Mehrheit der Sitze im Landtag von Schleswig-Holstein. Schwarz-Grün käme laut Wahl-O-Matrix-Prognose auf ca. 55,2 Prozent. Für Schwarz-Gelb wird es dagegen höchstwahrscheinlich sehr knapp werden. Laut Wahl-O-Matrix werden CDU und FDP zusammen auf um die 46,2 Prozent der gültigen Zweitstimmen kommen und für eine Mehrheit im Parlament wären knapp über 46,4 Prozent notwendig. Es könnte also knapp reichen für Schwarz-Gelb, die Mehrheit könnte aber auch knapp verfehlt werden. Insofern verspricht die Wahl morgen durchaus spannend zu werden.
Bundespolitische Bedeutung der Wahl
Ein solches Wahlergebnis wird natürlich auch Auswirkungen über die schleswig-holsteinischen Landesgrenzen hinaus haben. Zum Einen könnte das der CDU für die noch wichtigere Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen Auftrieb geben. Dort liegt sie momentan mit ca. ein bis zwei Punkte vor der SPD auf Platz eins. Ein derart hoher Wahlsieg in Schleswig-Holstein könnte hilfreich sein, diesen Vorsprung in NRW auszubauen.
Zum anderen dürfte so ein überragender Wahlsieg in SH auch der Bundes-CDU weiter Auftrieb geben, die ja im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Umfragen die SPD ebenfalls bereits überholt hat.
Wahl-O-Matrix lag bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten am tatsächlichen Ergebnis dran mit einer mittleren Abweichung von 0,71 Prozent. Auch bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2015 lag Wahl-O-Matrix auf Platz eins. Ebenso bei der Landtagswahl in NRW 2017, bei der Bundestagswahl 2017 auf Platz zwei und bei der EU-Wahl 2019 auf Platz drei.
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