Von Jürgen Fritz, Di. 11. Feb 2020, Titelbild: DW Deutsch-Screenshot

Die vielfach vorgetragene These, sowohl von der AfD selbst als auch dem politischen Mainstream, durch die chaotischen Ereignisse in Thüringen würde vor allen Dingen die AfD profitieren und weiter ansteigen, scheint sich nicht zu bewahrheiten, wie jüngste Umfragen zeigen. Vielmehr scheint meine kürzlich vorgetragene These zu stimmen, dass dieses Tohuwabohu vor allem einer Partei massiv nutzt: der Linkspartei.

Die Entwicklung der AfD aus meiner Sicht

Die AfD hat ihr Potential, so meine weitere These, ausgereizt und wird die nächsten Monate, nach ihrem Rentenparteitag fallen, weil sie die letzten Liberalen und auch weitere Konservative aus ihren Reihen vertreiben wird. Die AfD bestand von Anfang an aus drei unterschiedlichen Gruppen:

• Liberale, die den etatistischen immer mehr sozialdemokratischen bis sozialistischen, die nationale Souveränität immer mehr abbauenden Kurs der CDU/CSU (zu Gunsten der EU) nicht mehr mitmachen wollten,
• Konservative, oft stark christlich geprägt, und
• Rechtsradikale und -extremisten („Nationalkonservative“).

Die Lucke-AfD hat es nicht geschafft, Letztere draußen zu halten. Längst sind diese nun so mächtig, dass sie die Macht innerhalb der Partei mehr und mehr an sich reißen und die letzten Liberalen und auch Konservative, die ihren Kurs nicht mitmachen wollen, aus der Partei raustreiben respektive rausmobben, so wie seinerzeit Lucke und Henkel, dann Frauke Petry und viele andere, jüngst Verena Hartmann. Dazu in Kürze mehr. Übrig bleiben die Rechtsradikalen und Rechtsextremisten mit ihrem Führer Björn Höcke.

Diese Gruppe schadet der AfD, welche ihren Höhepunkt bereits überschritten hat und die nächsten Monate, so meine begründete Vermutung, weiter fallen wird, nachdem der Höcke-Flügel auch Jörg Meuten, dessen sie sich immer nur bedient haben – er ist für die Rechtsradikalen nur eine Schachfigur, die sie ziehen, solange sie sie brauchen -, abserviert haben wird.

Alice Weidel dagegen ist die wohl größte Opportunistin im Lande, noch ärger als all das Merkelgefolge (Altmaier, Laschet etc.). Zuerst wollte sie mit Frauke Petry und anderen zusammen Björn Höcke aus der Partei rauskriegen (Ausschlussverfahren). Nachdem sie aber gesehen hat, wie stark der Höckeflügel bereits ist und dass man dagegen nicht mehr ankommt, außerdem was dieser mit Frauke Petry gemacht hat – die übrigens hinten und vorne fehlt (!), das Auftreten von Weidel bei Annel Will war ein Offenbarungseid: null sachliches Kontra, nur gekünstelte Echauffiertheit bei völliger argumentativer Hilflosigkeit -, seither hat Weidel, eine Karrieristin vor dem Herrn, sich den Höckerianern angenähert und macht lieb Kind, damit sie von diesen in der Partei geduldet wird.

Belege für meine These, dass Höcke und der Flügel mit ihrer Thüringen-Aktion vor allem der Linkspartei nutzen

Diese ganzen Manöver der AfD in Thüringen, auf die sie jetzt so stolz sind und von einem genialen Schachzug sprechen – als ob das eine große intellektuelle Leistung wäre, A vorzuschlagen und für B zu stimmen (Bauerntrick) – in der AfD, weil sie sonst seit sieben Jahren doch eher wenig zustande bringen, außer einige gute Reden im Bundestag zu halten und damit der Opposition eine Stimme zu geben, diese ganzen Mänöver und Trickseieren stärken nicht die AfD, wie einige ständig behaupten und wie auch die Altparteien- und Medienvertreter immer wieder beteuern, sie nutzen in Wahrheit der Linkspartei, Stichwort: doppelte Radikalisierung des Landes, was genau meine These vom 08.02.2020 bewahrheitet. Hier die Belege, dass dem so ist:

1. Hier die jüngste Entwicklung in Thüringen. Die Linke steigt von 31 nicht nur auf 37 , wie Forsa meldete, sondern laut Infratest dimap sogar auf 39 Prozent (!). Die SPD steigt von 8,2 auf 9 bis 10 Prozent, die Grünen von 5,2 auf 5 bis 7 Prozent. Die AfD steigt bei beiden, Forsa und Infratest dimap, nur minimal von 23,4 auf 24 Prozent (Ende Gelände). Die CDU fällt dagegen drastisch von 21,7 auf 12 bis 13 Prozent (minus 9 Prozentpunkte!), die FDP von 5 auf 4 Prozent.

Ergo: die AfD schadet CDU und FDP und nutzt vor allem der Linkspartei. Die CDU- und FDP-Wähler wandern fast gar nicht zur AfD, sondern zu Dunkelrot-Rot-Grün.

2. Auch bundesweit steigt die Linkspartei bei INSA aktuell innerhalb einer Woche von 8 auf 10 Prozent (!), legt also innerhalb von Tagen um rund um ein Viertel zu! Die AfD dagegen steigt gar nicht, bleibt bei 14 Prozent. Auch bei Forschungsgruppe Wahlen stagniert die AfD bei 14 Prozent, bei Forsa fällt sie sogar von 11 auf 10 Prozent.

Ergo: Höckes Manöver und Tricksereien nutzen auch bundesweit vor allem der Linkspartei. Im Grunde könnte diese ihm direkt eine sechs- oder siebenstellige Summe überweisen, weil er ihnen optimale Wahlhilfe leistet.

Fazit

Höcke schadet also unserem Land ganz massiv und er lenkt die so dringend notwendige Opposition gegen die selbstzerstörerische, autorassistsiche Politik von Grün-Rot-Dunkelrot und inzwischen auch immer mehr von CDU und CSU in eine völlig falsche Richtung, so dass die AfD bundesweit nicht nur bei 15 bis 17 stagniert, sondern bereits im Fallen ist auf aktuell gerade noch ca. 13,3 oder 13,4 Prozent. Nach dem Rentenparteitag, bei dem es zum Showdown zwischen Meuthen und Höcke kommen könnte, dann womöglich in den einstelligen Bereich.

Hinzu kommt die Gefahr, dass die Partei komplett verboten wird, wenn die Rechtsradikalen und -extremisten immer mehr das Ruder übernehmen und die AfD insgesamt als verfassungsfeindlich eingestuft wird.

Eine Lösung für dieses Dilemma, in dem Deutschland derzeit steckt, habe ich nicht. Ich sehe keine. Eine Möglichkeit wäre, dass sich die Werteunion von der CDU und CSU lossagt, eine eigene Partei gründet und die liberalen und konservativen Kräfte in der AfD dorthin wechseln, so dass hier eine wirksame Gegenkraft zu Grün-Rot-Dunkelrot entstehen könnte mit Leuten wie: Alexander Mitsch, Ralf Höcker, Thilo Sarrazin, Hans-Georg Maaßen, Jörg Meuthen, Frauke Petry … Dass dies passieren wird, halte ich aber eher für unwahrscheinlich. Mir scheint eher, dass alles auf eine immer weitergehende doppelte Radikalisierung nach links und nach rechts hinausläuft. Kein gutes Omen für unser Land.

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