K-Frage: Deutsche und Unions-Wähler sehen Spahn als ähnlich ungeeignet wie Laschet

Von Jürgen Fritz, Di. 12. Jan 2021, Titelbild: WELT-Screenshot

SPIEGEL und BILD berichten, dass Jens Spahn, der nach vorne zum „Team Laschet“ gehört, im Hintergrund seine eigenen Chancen sondiert auf eine Kanzlerkandidatur. Im „Team Laschet“ scheint man sich, sobald die Türen verschlossen sind, nicht so ganz einig zu sein, wer Koch und wer Kellner ist. Eine aktuelle Erhebung von Civey zeigt nun: sowohl die Deutschen insgesamt als auch die Unions-Wähler wollen weder Laschet noch Spahn, sondern zwei andere.

Ohne die Union wird wohl auch nach der nächsten Bundestagswahl überhaupt nichts gehen

Schaut man sich die Umfragen der letzten neun Monate an, erkennt man unschwer: Ohne die Union wird es auch nach der Bundestagswahl im September 2021 mit hoher Wahrscheinlichkeit keine mögliche Koalition geben, die Aussichten auf eine Mehrheit der Sitze im Parlament hätte. CDU/CSU sind rund zwei- bis fünfmal so stark wie alle anderen Parteien.

(c) JFB

Insofern deutet alles darauf hin, dass die Union wie schon in 52 der 72 Jahre zuvor (in 72 Prozent der Zeit) seit Gründung der Bundesrepublik den Kanzler stellen wird. Unklar ist zum Stand Januar 2021 noch, wer das sein wird, mit welchem Kanzlerkandidaten CDU/CSU in die Bundestagswahl gehen werden. Während die SPD, die inzwischen auf nicht mal mehr 15 Prozent kommt, sich schon vor Monaten auf den Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz festlegte, ist bei der Union achteinhalb Monate vor der Wahl noch nicht klar, wen sie ins Rennen schicken wird.

Ein klein wenig mehr Klarheit könnte es am kommenden Samstag geben, wenn die CDU endlich ihren neuen CDU-Vorsitzenden wählen wird. Wahrscheinlich wird sich dann zwischen ihm und dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten entscheiden, wer der Unions-Kanzlerkandidat werden wird. Hoffnung machte sich die letzten Tage wohl auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der in den letzten zwölf Monaten während der COVID-19-Pandemie nicht gerade eine gute Figur abgab, um es sehr vorsichtig zu formulieren.

Viele seiner Versäumnisse sind einem großen Teil der deutschen Bevölkerung noch gar nicht bewusst und die M-Medien berichten nur sehr zögerlich darüber. Die SPD und Olaf Scholz starteten jetzt vor kurzem erst einen Frontalangriff auf Spahn. Laut dem SPIEGEL und der BILD hat Spahn, der sich eigentlich ins Team Laschet einreihte, in vielen Hintergrundgesprächen sondiert, wie seine Chancen auf eine eigene Kanzlerkandidatur stünden. Der SPIEGEL wollte das auch wissen und startete mit zusammen mit dem Umfrage-Institut Civey hat nun aktuell im Auftrag des SPIEGEL eine Erhebung durchgeführt.

Geht es nach den Bürgern, wird sich die Kanzlerfrage zwischen Söder und Merz entscheiden

Die erste Frage, die Civey stellte, lautete:Mit welchem Kanzlerkandidaten hätte die CDU/CSU bei der Bundestagswahl 2021 Ihrer Meinung nach die besten Chancen?“

Hierauf antworteten die Bürger (Angaben in Prozent, gerundet):

Insgesamt (repräsentatives Gesamtergebnis aller Befragten): Söder vor Merz

  1. Markus Söder: 38 %
  2. Friedrich Merz: 19 %
  3. Norbert Röttgen: 11 %
  4. Jens Spahn: 9 %
  5. Armin Laschet: 4 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 20 %

Die CDU/CSU-Anhänger präferieren ebenfalls Söder (CSU) und Merz (CDU)

  1. Markus Söder: 54 %
  2. Friedrich Merz: 21 %
  3. Norbert Röttgen: 8 %
  4. Jens Spahn: 7 %
  5. Armin Laschet: 4 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 6 %

Die Anhänger der Grünen präferieren Söder und Röttgen

  1. Markus Söder: 38 %
  2. Norbert Röttgen: 19 %
  3. Jens Spahn: 15 %
  4. Armin Laschet: 5 %
  5. Friedrich Merz: 4 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 19 %

Damit dürfte auch klar sein, warum die öffentlich-rechtlichen Medien, die fast vollständig grün-dunkelrot-rot dominiert sind (92,2 Prozent der ARD-Volontäre wählen Grün-Dunkelrot-Rot), so sehr bemüht sind, Friedrich Merz in ein negatives Licht zu rücken und damit enorm manipulativ in den demokratischen Meinungsbildungsprozess hineinwirken.

Die SPD-Anhänger neigen ebenfalls zu Söder vor Röttgen

  1. Markus Söder: 36 %
  2. Norbert Röttgen: 15 %
  3. Jens Spahn: 13 %
  4. Friedrich Merz: 7 %
  5. Armin Laschet: 5 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 24 %

Potentielle AfD-Wähler sind klar für Merz

  1. Friedrich Merz: 48 %
  2. Markus Söder: 10 %
  3. Norbert Röttgen: 4 %
  4. Armin Laschet: 2 %
  5. Jens Spahn: 2 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 34 %

Die Linke-Anhänger finden wieder Söder und Röttgen am besten 

  1. Markus Söder: 36 %
  2. Norbert Röttgen: 16 %
  3. Jens Spahn: 8 %
  4. Friedrich Merz: 6 %
  5. Armin Laschet: 4 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 30 %

Potentielle FDP-Wähler sind ganz klar mit über 50 Prozent für Merz

  1. Friedrich Merz: 51 %
  2. Markus Söder: 14 %
  3. Jens Spahn: 8 %
  4. Norbert Röttgen: 7 %
  5. Armin Laschet: 3 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 17 %

Anhänger sonstiger Parteien präferieren am ehesten noch Söder, Merz und Röttgen

  1. Markus Söder: 24 %
  2. Friedrich Merz: 12 %
  3. Norbert Röttgen: 11 %
  4. Armin Laschet: 4 %
  5. Jens Spahn: 4 %
  6. ein anderer / weiß nicht: 46 %

Befragungszeitraum: 9. – 11. Januar 2021; Befragte: 5.002; Stichprobenfehler gesamt: 2,5 Prozentpunkte (Wahlabsichten: 4,1 – 9,9)

Spahn liegt hinter Söder, Merz und auch hinter Röttgen, nur Laschet wird noch weniger zugetraut

Ginge es nach der Bevölkerung, genauer den Wählern, so würde sich die Frage der Unions-Kanzlerkandidatur und angesichts der Stärke von CDU/CSU seit vielen Monaten wohl auch der Kanzlerschaft zwischen Söder und Merz entscheiden. Der 40-jährige Jens Spahn, der das Gesundheitsministerium alles andere als gut führt und so gerne jetzt schon Kanzler werden würde, liegt nicht nur deutlich hinter Söder und Merz, sondern auch noch hinter Norbert Röttgen, aber vor Armin Laschet, den die Deutschen seit über einem Jahr durchgehend als ungeeignet ansehen für das Kanzleramt.

Laschet kommt bei keiner einzigen Wählergruppe gut an, am besten aber noch bei SPD-Anhängern mit 6 und bei Grünen-Anhängern mit 5 Prozent. Das ist sogar noch mehr als die CDU/CSU-Wähler, die ihn nur zu 4 Prozent als geeignet ansehen. Jens Spahn kommt ebenfalls am besten noch bei den Grünen- und SPD-Anhängern an mit 15 bzw. 13 Prozent. Norbert Röttgen punktet am stärksten bei den Grünen-Wählern mit 19 Prozent.

Friedrich Merz kommt überragend gut an bei FDP- und AfD-Anhängern mit 51 und 48 Prozent, bei den eigenen Anhängern der Union immerhin noch mit 21 Prozent und insgesamt am zweitbesten, hinter Markus Söder auf eins. Dieser punktet fast überall gut bis sehr gut, außer bei AfD- und FDP-Wählern. Überragend ist sein Wert bei den Unionsanhängern mit 54 Prozent.

Nur 29 Prozent der Deutschen und 42 Prozent der Unions-Wähler halten Jens Spahn als Kanzlerkandidaten für geeignet

Auf die Frage „Halten Sie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für einen geeigneten Kanzlerkandidaten der Union?“fielen die Antworten wie folgt aus (Angaben jeweils in Prozent, gerundet):

Insgesamt (repräsentatives Gesamtergebnis aller Befragten)

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 29 – 11 – 60

Die CDU/CSU-Anhänger

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 42– 12 – 46

Die Anhänger der Grünen

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 34 – 14 – 52

Die SPD-Anhänger

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 39 – 15 – 56

Potentielle AfD-Wähler

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 7 – 3 – 91

Die Linke-Anhänger

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 16 – 13 – 72

Potentielle FDP-Wähler sind ganz klar für Merz

ja / eher  ja – unentschieden – eher nein / auf keinen Fall: 17 – 6 – 77

Befragungszeitraum: 9. bis 11. Januar 2021; Befragte: 5.073 ; Stichprobenfehler gesamt: 2,5 Prozentpunkte (Wahlabsichten: 3,7 – 7,3)

Selbst bei den Unions-Wählern halten nur 42 Prozent Spahn in Bezug auf eine Kanzlerkandidatur für geeignet. 46 sehen ihn sogar im eigenen Lager als dafür ungeeignet an. Insgesamt halten ihn 60 Prozent der Deutschen für ungeeignet, nur 29 Prozent würden ihm das zutrauen. Ganz besonders negativ wird Spahn von den Anhängern der Linkspartei, der FDP und der AfD bewertet.

Bei der Wahl zwischen Laschet, Merz und Röttgen tendieren die Deutschen zu Röttgen und Merz, die Unions-Anhänger zu Merz

Die dritte Frage lautete:Wenn Sie nur zwischen diesen drei Kandidaten wählen könnten: Wer ist Ihrer Meinung nach am ehesten dazu geeignet, der nächste CDU-Vorsitzende zu werden?“. Hier das Ergebnis (Angaben wieder in Prozent, gerundet):

Insgesamt (repräsentatives Gesamtergebnis aller Befragten)

  1. Norbert Röttgen: 32 %
  2. Friedrich Merz: 30 %
  3. Armin Laschet: 13 %
  4. Weiß nicht: 25 %

Die CDU/CSU-Anhänger

  1. Friedrich Merz: 41 %
  2. Norbert Röttgen: 31 %
  3. Armin Laschet: 11 %
  4. Weiß nicht: 17 %

Die Anhänger der Grünen

  1. Norbert Röttgen: 57 %
  2. Armin Laschet: 16 %
  3. Friedrich Merz: 6 %
  4. Weiß nicht: 21 %

Die SPD-Anhänger

  1. Norbert Röttgen: 38 %
  2. Armin Laschet: 24 %
  3. Friedrich Merz: 14 %
  4. Weiß nicht: 24 %

Potentielle AfD-Wähler

  1. Friedrich Merz: 57 %
  2. Norbert Röttgen: 7 %
  3. Armin Laschet: 6 %
  4. Weiß nicht: 31 %

Die Linke-Anhänger

  1. Norbert Röttgen: 36 %
  2. Armin Laschet: 16 %
  3. Friedrich Merz: 13 %
  4. Weiß nicht: 35 %

Potentielle FDP-Wähler sind ganz klar für Merz

  1. Friedrich Merz: 59 %
  2. Norbert Röttgen: 16 %
  3. Armin Laschet: 6 %
  4. Weiß nicht: 18 %

Befragungszeitraum: 9. bis 11. Januar 2021; Befragte: 5.001; Stichprobenfehler gesamt: 2,5 Prozentpunkte (Wahlabsichten: 4,2 – 9,8)

Laschet kommt nirgends gut an, Röttgen ist quasi der Grüne in der CDU

Insgesamt kommen Röttgen und Merz in etwa gleich gut an in der Bevölkerung. Laschet ist weit abgeschlagen. Ihm trauen nicht mal halb so viele das Kanzleramt zu wie den beiden anderen. Laschet hat durch die Bank in allen Wählergruppen schlechte bis sehr schlechte Werte. In keiner einzigen Gruppe traut ihm auch nur ein Viertel das Amt des Kanzlers zu, teilweise nicht mal jeder Sechzehnte.

Röttgen erzielt die höchste Zustimmungswerte bei den Wählern der Grünen, dann denen der SPD, in beiden Fällen mehr als in der CDU selbst. Röttgen ist quasi der Grüne in der CDU. Für eine schwarz-grüne Koalition käme er den Grünen insofern wohl sehr entgegen. Wenn es um die Frage des Profils der CDU als eigenständige Partei geht, könnte die Wahl Röttgens allerdings Fragen aufwerfen.

Merz: ein rotes Tuch für die Grünen und die klare Nr. 1 bei den Unions-Wählern

Merz kommt insgesamt ähnlich gut an wie Röttgen und ist quasi ein rotes Tuch für die Anhänger der Grünen. Bei den Unionsanhängern selbst aber ist er die klare Nr. 1 vor Röttgen mit 10 Punkten Vorsprung. Und bei potentiellen AfD- und FDP-Wählern kommt Merz enorm gut an, könnte von dort wohl aus beiden Parteien am ehesten Stimmen zur Union rüber ziehen.

Insgesamt zeigen auch diese Ergebnisse: Die Wahl am Samstag, wen die CDU als neuen Bundesvorsitzenden haben möchte, wird eine Richtungsentscheidung. Es wird um nichts Geringeres gehen als: noch mehr Annäherung an SPD und inzwischen vor allem an die Grünen, quasi eine weitere Vergrünung der CDU oder die langfristige Profilierung der CDU als eigenständige Partei mit einem eigenen klar abgegrenzten Profil, so dass die Wähler insgesamt auch ein differenziertes Wahlangebot haben, was auch im Sinne der langfristigen Demokratiesicherung von immenser Bedeutung sein dürfte.

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