Quo vadis, CDU/CSU?

Von Jürgen Fritz, So. 02. Mai 2021, Titelbild: © JFB

Das Umfrage-Problem von Armin Laschet werde immer größer, schreibt die BILD aktuell. Denn inzwischen liegt mit Kantar die fünfte Erhebung vor, die vollständig nach der Kanzlerkandidatenkür von Annalena Baerbock und Armin Laschet durchgeführt wurde. In keiner einzigen dieser fünf Untersuchungen liegen CDU/CSU auch nur noch ein halbes Pünktchen vor den Grünen. Teilweise landen sie jetzt sogar fünf bis sechs Punkte hinter diesen.

Vor zwei Wochen noch lagen die Grünen mehr als 7 Punkte hinter CDU/CSU, doch dann nominierten beide ihre Kanzlerkandidaten

Heute vor zwei Wochen, bevor die Grünen einen Tag später Annalena Baerbock zur ersten grünen Kanzlerkandidatin in der Geschichte der Bundesrepublik nominierten und zwei Tage bevor der Bundesvorstand der CDU mit 46 Spitzenfunktionären sich quasi im Alleingang gegen die gesamte CSU, gegen die 245-köpfige CDU/CDU-Bundestagsfraktion, gegen die eigene Parteibasis von 400.000 CDU-Mitgliedern und gegen den Willen der 11 bis 19 Millionen Unions-Wähler (je nachdem, wie sehr oder wie wenig sie ihren potentiellen Anhänger zu überzeugen vermag) gegen Markus Söder (CSU) votierte und auf den eigenen Parteivorsitzenden Armin Laschet bestand – nachdem in der Nacht zuvor sogar Drohungen gegenüber der CSU ausgesprochen wurden, man werde einen CSU-Kandidaten nicht unterstützen, so dass er die Wahl gegen die Grünen verlieren werde, stand die Union im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute bei 28,8 Prozent, die Grünen dagegen „nur“ bei 21,7 Prozent. Letztere lagen also mehr als 7 Punkte hinter der Union zurück.

Doch seither hat sich das Bild grundlegend geändert. Wären heute schon Bundestagswahlen, sähe das Bild in etwa wie folgt aus.

So würden die Deutschen heute wählen

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die ab Montag, dem 19. April, repräsentative Erhebungen durchführten, dem Tag als Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin ernannt wurde und ein Tag später, am 20. April Armin Laschet. Inzwischen liegen von fünf der neun großen Meinungsforschungs-Institute solch aktuelle Umfragen vor, so dass die Daten immer verlässlicher werden. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser fünf Institute (es wurde von jedem nur die neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller fünf Werte:

  1. GRÜNE: 23 – 29 % ==> 26,4 %
  2. CDU/CSU: 22 – 24 % ==> 23,4 %
  3. SPD: 13 – 16 % ==> 14,6 %
  4. FDP: 11 – 12 % ==> 11,4 %
  5. AfD: 9 – 12 % ==> 10,6 %
  6. LINKE: 68 % ==> 7,2 %
  7. Sonstige: 67 % ==> 6,4 %
2021-05-02

(c) JFB

Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von fünf bis zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

Veränderungen der letzten zwei Wochen

Gegenüber dem 18.04.2021 haben sich die Wahl-O-Matrix-Werte wie folgt verändert:

  1. GRÜNE: + 4,7 %
  2. FDP: + 1,9 %
  3. Sonstige: + 0,1 %
  4. LINKE:  – 0,3 %
  5. AfD: – 0,4 %
  6. SPD: – 0,6 %
  7. CDU/CSU: – 5,4 %

Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet

Die fünf Institute, welche ausgewertet wurden, waren:

  • Civey (SPIEGEL), mittlerer Tag der Befragung: 22./23.04.2021, netzwerkbasierte Panel-Rekrutierung + Teilnehmerverifizierung + quotierte Stichprobe unverzerrter Antworten + Echtzeitgewichtung, Stichprobe: 10.039 Befragte,
  • Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 23.04.2021, telefonische Befragung von 2.507 zufällig ausgewählten Personen
  • INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 24./25.04.2021, internetbasierte Befragung von 2.043 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
  • YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 24./25.04.2021, internetbasierte Befragung von 1.643 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools
  • Kantar (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 25.04.2021, telefonische Befragung von 1.442 zufällig ausgewählten Personen

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 17.713 Befragten.

Und so bewerten die Bürger die drei Kanzlerkandidaten

INSA ermittelte aktuell vom 23.04. bis 26.04.2021 (2.082 Befragte) wie die Wähler die drei Kanzlerkandidaten bewerten. Hier das Ergebnis:

Nur 25 Prozent (einer von vier) trauen Annalena Baerbock (Die Grünen) zu, eine gute Bundeskanzlerin werden zu können. 46 Prozent trauen ihr das nicht zu, ergibt ein Saldo von minus 21 Prozent.

INSA-Baerbock_gesamt

INSA, 26.04.2021

Bei Olaf Scholz (SPD) sind es sogar nur 21 Prozent (gut jeder Fünfte), die ihm dieses Amt zutrauen und 50 Prozent, die das verneinen, macht ein Saldo von minus 29 Prozent.

INSA-Scholz_Gesamt

INSA, 26.04.2021

Noch schlechter dagegen sind die Werte des Unionskandidaten Armin Laschet (CDU). Nicht einmal jeder Sechste (16 Prozent) traut Laschet das Amt des Bundeskanzlers zu. 57 Prozent verneinen dies explizit. Dies ergibt ein Saldo von minus 41 Prozent.

INSA-Laschet_Gesamt

INSA, 26.04.2021

Das Ganze wirkt ein bisschen wie Not gegen Elend, wobei Baerbock in dieser Not dann aber doch klar die Nase vorn hat vor den beiden anderen Kandidaten und Laschet selbst bei dieser schwachen Konkurrenz dann noch am wenigsten zugetraut wird, er auf dem letzten Platz landet und das sogar deutlich abgeschlagen.

INSA-Laschet-Scholz-Baerbock-Zustimmungswerte

INSA, 26.04.2021

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