Von Jürgen Fritz, So. 13. Jun 2020, Titelbild: © JFB
Annalena Baerbock wurde gestern auf dem Parteitag der Grünen als Kanzlerkandidatin bestätigt. Doch diese Kandidatin auf das höchste Regierungsamt in Deutschland tut ihrer Partei alles andere als gut, wie die Erhebungen sämtlicher Institute zeigen. Am 19. April war Baerbock als Kanzlerkandidatin ausgerufen worden. Doch nach einem kurzen Medienhype haben die Grünen seit Anfang Mai fast 2,7 Millionen Anhänger verloren. Und das hat Gründe.
Nach Baerbocks Kanzlerkandidatur-Ankündigung ging es für die Grünen steil nach oben, doch dann nahmen Blogger die Dame unter die Lupe
Am 19. April hatten die Grünen ihre zusammen mit Robert Habeck Bundesvorsitzende Annalena Baerbock als ihre Kanzlerkandidatin angekündigt. Ein Tag später entschied sich die CDU gegen den Willen der CSU, gegen den Willen der eigenen Parteibasis und gegen den Willen der großen Mehrheit ihrer eigenen Wähler für Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union. In den Tagen darauf schossen die Grünen, die wieder einmal von den Massenmedien entsprechend gehypt, teilweise geradezu frenetisch gefeiert wurden, nicht zuletzt dem von allen Bürgern zwangsweise finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit einem Jahresbudget von acht Milliarden Euro, in den Umfragen regelrecht nach oben. Die Grünen stiegen innerhalb von ca. zwei Wochen von 22 auf über 26, fast 27 Prozent. Für die Union ging es dagegen mit dem wenig geliebten Kandidaten Laschet von ca. 29 bis auf ca. 23 Prozent runter.
Doch dann schauten Bürger, Blogger und zumindest einige Massenmedien etwas genauer hin und mussten erkennen, dass die Dinge hinter der grünen Fassade sich doch anders darstellten, als bei oberflächlicher Betrachtung. Auf den Streit um Boris Palmer folgte eine wirre Waffenexportdebatte, dann dubiose Großspender, eine Parteitagsinitiative der Deutschland-Abschaffer, undurchdachte Verbotsforderungen für Kurzstrecken- und Billigflüge, eine unpopuläre Forderung nach deutlicher Benzinpreiserhöhung, vor allem aber eines, was der Partei wohl am meisten von allem schadete: Die Kanzlerkandidatin wurde nun etwas genauer unter die Lupe genommen. Und was sich da zeigte, war teilweise erschreckend.
Jahrelang Nebeneinkünfte nicht dem Bundestag gemeldet und dann wahrheitswidrig behauptet, sie selbst hätte das ja publik gemacht
Baerbock musste zugeben, dass sie jahrelang ihre fünfstelligen Nebeneinkünfte zwar versteuert, aber dem Präsidenten des Deutschen Bundestages nicht gemeldet hatte, wozu sie verpflichtet war. Ähnliches passierte auch anderen, so ihrem Vorgänger als Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir und auch Politikern anderer Parteien, aber bei einer grünen Kanzlerkandidatin wiegt solches nochmals anders. Viel schlimmer als dieses Versäumnis war aber etwas anderes. Baerbock machte dies selbst nicht publik, sondern meldete ihre Nebeneinkünfte still und heimlich dem Bundestagspräsidenten nach. Davon bekamen die Medien natürlich schnell Wind, weil der Bundestag dies dann auf seinen Seiten veröffentlichte. Diese Geschichte kam also heraus, aber nicht weil Baerbock sie selbst publick gemacht hätte, sondern weil Medien das von sich aus entdeckten.
Und um es noch schlimmer zu machen, behauptete Baerbock dann aber sogar wahrheitswidrig, sie selbst hätte dieses „blöde Versäumnis“ ja publik gemacht, was aber nicht stimmte. Sie hat ihre jahrelang nicht angegebenen Nebeneinkünfte nur dem Bundestagspräsidium gemeldet, aber nicht in irgendeiner Form der Bevölkerung mitgeteilt, weder über ihre eigene Homepage, über ihren Facebook- oder Twitter-Account oder über den Pressesprecher der Grünen. Auch die Medien hat sie selbst nicht dazu kontaktiert, um diese für sie unschöne Geschichte publik zu machen. Baerbock hat also nicht einfach nur jahrelang schlicht vergessen, ihrer Pflicht nachzukommen, ihre Nebeneinkünfte beim Bundestagspräsidium anzugeben, sie hat – weit schlimmer – wahrheitswidrig so getan, als hätte sie selbst das der Bevölkerung mitgeteilt. Das tat sie aber gerade nicht. Das machte erst eine Zeitung und wäre diese nicht dahinter gekommen, hätten die Bürger davon nie erfahren.
Studium abgebrochen, ausländische Masterarbeit verschollen, Promotion ebenfalls abgebrochen und nach jeder weiteren Entlarvung den Lebenslauf wieder und wieder und wieder korrigieren müssen
Damit bekam die Glaubwürdigkeit der grünen Kanzlerkandidaten einen heftigen Kratzer. Doch es sollte noch weit schlimmer kommen. Denn nicht die ARD-und-ZDF-Sender mit ihrem von den Staatsgewalten eingetriebenen Jahresbudget von acht Milliarden Euro, denen sich die Bürger nicht entziehen können, und auch nicht die Journalisten der Tages- und Wochenzeitungen sowie der Magazine, sondern Blogger schauten sich nun den Lebenslauf von Annalena Baerbock, denen die teilweise fürstlich alimentierten Journalisten meist nicht wenig zugeneigt sind, etwas genauer an. Und siehe da, sie entdeckten schon schnell etliche Ungereimtheiten.
Das Studium der Politikwissenschaft in Hamburg wurde gar nicht mit einem Bachelor abgeschlossen, wie von Baerbock und den Grünen verbreitet und in Zeitungen, Stiftungen etc. unüberprüft weiterverbreitet. Jura hat die „Völkerrechtlerin“ Baerbock überhaupt nie studiert. Der in nur einem Jahr erworbene Master im Ausland (London) wirkt auf nicht wenige recht dubios. Das Sich-Einkaufen in diesen Studiengang kostetet bereits eine fünfstellige Summe für nur ein Jahr und in diesem Studiengang sei noch niemals jemand durchgefallen ist zu lesen. Die Masterarbeit, die eventuell nicht mehr als 25 bis 30 Seiten umfasste – höher waren die Anspräche dort nicht -, sei in dieser Hochschule nicht mehr auffindbar, ist zu lesen, und Frau Baerbock weigert sich bis heute, diese selbst zu veröffentlichen.
Auch bei ihrer angefangenen Promotion, die sie wir ihr Politikwissenschaftsstudium ohne Abschluss abbrach, tauchten und tauchen immer neue Fragen auf. Vor allem fiel auf, dass sie auch hier unvollständige Angaben in ihrem Lebenslauf machte, bis Mai, Juni 2021 nicht angab, dass sie ihr Promotionsvorhaben bereits 2015 abgebrochen hatte, wie ein Blogger nachweisen konnte. Das gab Baerbock in ihrem Lebenslauf so aber nicht an beziehungsweise zu. Sie vermied hier offensichtlich vorsätzlich eine zeitliche Angabe.
Es hört einfach nicht auf, immer neue Dinge kommen ans Tageslicht – Baerbock verspielt jede Glaubwürdigkeit
Als nächstes wurden weitere Ungereimtheiten bezüglich Mitgliedschaften entlarvt, die Baerbock nicht richtig, teilweise sogar regelrecht falsch angegeben hatte. Fast täglich tauchten neue Dinge in Baerbocks Lebenslauf auf, wo sie unvollständiger, irreführender, teilweise auch weiterer falschen Angaben überführt wurde. Immer und immer wieder musste sie ihren Lebenslauf korrigieren und eines wurde immer mehr klar: Diese Frau hat ein ganz eigenes Verhältnis zur Wahrheit und Aufrichtigkeit gehört für sie offensichtlich nicht zu ihren bevorzugten Tugenden.
Kurzum, die Glaubwürdigkeit der grünen Kanzlerkandidatin war innerhalb wenigen Wochen komplett ramponiert, so dass sogar der SPIEGEL, das einst stolze Magazin, in dem dann ein gewisser Herr Relotius jahrelang sein Unwesen treiben, genauer: seine zum Teil frei erfundenen Lügengeschichten verbreiten konnte und gleichwohl nicht von allen, aber von den meisten seiner Kollegen, die gar kein Interesse daran hatten, diese Lügen zu entlarven, dafür auch noch gefeiert wurde, zu dem Resümee kam: „Das war’s – Annalena Baerbock hat ihren Lebenslauf aufgehübscht, eine vergleichsweise kleine Sünde. Ihre Wahlchancen sind dennoch ruiniert, denn sie hat das Wichtigste verspielt, was sie hatte: ihre Glaubwürdigkeit.“
Und dieser radikale Glaubwürdigkeitsverlust schlägt sich die letzten Wochen nun auch deutlich in den Umfragewerten nicht nur von Frau Baerbock, sondern auch der Grünen nieder, die seit Ende April, Anfang Mai 5,7 Prozentpunkte = fast 2,7 Millionen Anhänger verloren haben. Und ein Ende ist hier noch nicht absehbar, denn die Tendenz zeigt weiter nach unten.
So würde Deutschland heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren sechs der neun großen Meinungsforschungs-Institute. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser sechs einbezogenen Institute (es wurde jeweils nur die neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller sechs Werte.
- CDU/CSU: 26 – 29 % ==> 27,5 %
- GRÜNE: 20 – 22 % ==> 21,0 %
- SPD: 14 – 16 % ==> 15,2 %
- FDP: 10 – 14 % ==> 12,3 %
- AfD: 9 – 12 % ==> 10,7 %
- LINKE: 6 – 7 % ==> 6,5 %
- Sonstige: 6 – 8 % ==> 6,8 %

(c) JFB
Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von fünf bis zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
CDU/CSU legen seit Ende April 4 bis 5 Punkte zu, die Grünen verlieren fast 6 Punkte
Veränderungen der letzten sechs Wochen
Gegenüber dem 09.05.2021 haben sich die Wahl-O-Matrix-Werte wie folgt verändert:
- CDU/CSU: + 4,5 %
- FDP: + 0,6 %
- SPD: + 0,5 %
- Sonstige: + 0,5 %
- AfD: +- 0
- LINKE: – 0,5 %
- GRÜNE: – 5,7 %
Die starken Verluste der Grünen haben maßgeblich mit dem immensen Ansehensverlust von Annalena Baerbock zu tun
Wie die am Donnerstag veröffentlichten Daten von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend zeigen, haben diese starken Verluste der Grünen von fast 2,7 Millionen Anhängern maßgeblich mit dem enormen Ansehensverlust von Annalena Baerbock zu tun.
Diese verliert bei Infratest dimap in nur fünf Wochen 12 Prozentpunkte, fällt bei der Frage „Wenn man den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden?“ von 28 auf 16 Prozent und ist damit nunmehr weit abgeschlagen auf Platz drei hinter Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD):

Wahlen_de
Auch bei der Erhebung von Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer bricht Baerbock in der Kanzlerfrage in den letzten drei Wochen nochmals ein. Sie hatte die Wochen zuvor schon einiges verloren.
Im direkten Duell gegen Armin Laschet verlöre Annalena Baerbock diese Woche nicht mehr nur mit 42 zu 46 Prozent, sondern nun sogar mit 31 zu 59 Prozent, hätte also nur noch gut halb so viele Stimmen der Bürger wie Laschet.
Gegen Olaf Scholz sähe es nicht sehr viel besser aus für Baerbock. Hier verlöre sie im direkten Duell nunmehr mit 32 zu 58 Prozent (vor drei Wochen waren es noch 41 zu 48 Prozent).

Wahlen.de
Und in der Bewertung der wichtigen Politiker in Deutschland ist Baerbock laut Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF auf den letzten Platz zurückgefallen, noch hinter Jens Spahn. Baerbock ist hierbei die Einzige, die insgesamt negativ bewertet wird mit – 0,2. Vor drei Wochen war sie zumindest noch leicht im Plus mit +0,5.

Wahlen.de
Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix für die Gesamtübersicht ausgewertet
Die zehn Institute, welche ausgewertet wurden, waren:
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 04.06.2021, telefonische Befragung von 2.501 zufällig ausgewählten Personen,
- Kantar (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 05.06.2021, telefonische Befragung von 1.421 zufällig ausgewählten Personen,
- Civey (SPIEGEL), mittlerer Tag der Befragung: 05./06.06.2021, netzwerkbasierte Panel-Rekrutierung + Teilnehmerverifizierung + quotierte Stichprobe unverzerrter Antworten + Echtzeitgewichtung, Stichprobe: 10.096 Befragte,
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 08.06.2021, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.316 Personen,
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 08.06.2021, telefonische Befragung von 1.232 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 09.06.2021, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.401 Personen
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten) hat damit eine sehr breite Datenbasis von insgesamt 17.967 Befragten.
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