Union inzwischen 5,5 Punkte vor der SPD

Von Jürgen Fritz, So. 22. Mai 2022, Titelbild: © JFB

Acht Monate nach der Bundestagswahl ergibt sich ein klares Bild. CDU/CSU und Grüne können immer mehr zulegen, alle anderen verlieren. Die SPD, die kurzzeitig bei 28 Prozent stand, fällt erstmals wieder unter 22 Prozent und liegt damit nun 5,5 Punkte hinter der Union, nur noch ganz knapp vor den Grünen. Die FDP verliert seit der Wahl sogar fast ein Drittel ihrer Anhänger.

Die Grünen und die Union legen zu, alle anderen verlieren, die SPD und die FDP deutlich

Bei der Bundestagswahl am 26.09.2021 kam die SPD auf 25,7 Prozent, lag damit 1,6 Punkte vor der Union auf Platz eins. Kurz nach der Wahl konnte sie im Wahl-O-Matrix-Mittel aller Institute sogar auf 28 Prozent steigen, während CDU/CSU im Oktober sogar bis auf 19 Prozent fiel. Seit Mitte Dezember war dann klar, dass Friedrich Merz den CDU-Bundesvorsitz von dem doch sehr enttäuschenden Armin Laschet übernehmen wird. Inzwischen ist die Union erstmals seit der Wahl wieder über 27 Prozent und liegt damit nun fünf bis sechs Punkte vor der SPD klar auf Platz eins.

Noch mehr zulegen können aber Die Grünen, deren klarer außenpolitischer Kurs sich wohl auch bei den Bürgern positiv bemerkbar macht. 14,8 Prozent bei der Bundestagswahl waren angesichts der Umfragewerte in den Monaten davor für die Partei und ihre Anhänger doch enttäuschend. Nach der Wahl konnten sie auf um die 16 Prozent zulegen und seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24.02.2022 können die Grünen nochmals fünf Punkte zulegen und stehen nun erstmals wieder über 21 Prozent. Damit sind sie ganz nah an der SPD auf Platz zwei dran.

Die AfD bewegte sich die letzten Monate meist zwischen 10 und 11 Prozent und fällt nun leicht in den einstelligen Bereich. Deutlich größer sind die Verluste der FDP. Die 11,5 Prozent bei der Bundestagswahl im September waren ein ordentliches Ergebnis für die Freien Demokraten. Im Oktober stiegen sie in den Umfragen im Wahl-O-Matrix-Mittel sogar auf 14 bis 15 Prozent. Seither geht es aber kontinuierlich bergab. Von ihrem Höhepunkt im Oktober haben sie vier von neun Anhängern wieder verloren, seit der Bundestagswahl drei von zehn, also fast ein Drittel.

Und bei der SED-Nachfolgepartei Die Linke, die sich über Jahre bei 8 bis 11 Prozent eingependelt hatte und dann bei der Wahl sogar auf unter 5 Prozent fiel (4,9), nur dank dreier Direktmandate überhaupt in den Bundestag einzog, fällt nun sogar unter 4 Prozent.

Die Zeichen stehen auf Schwarz-Grün

Schwarz-Grün hätte damit, selbst wenn Die Linke wieder mit drei Direktmandaten in den Bundestag käme, derzeit eine Mehrheit im Parlament, wenn Die Linke an der Fünf-Prozent-/Drei-Direkmandate-Hürde scheitern würde, dann ohnehin.

Der Trend, den wir schon bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein vor zwei Wochen gesehen haben, wo die CDU auf über 43 Prozent nach oben schoss (+11,4) und Die Grünen auf über 18 Prozent stiegen (+5,4) und dann vor einer Woche bei der NRW-Wahl, wo die CDU auf fast 36 Prozent stieg (+2,8) und Die Grünen auf über 18 Prozent emporschossen (+11,8), der ist also auch bundesweit klar zu erkennen. Die Union und Die Grünen legen massiv zu, SPD und FDP verzeichnen enorme Verluste.

So würde Deutschland heute wählen

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten zwei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen acht Umfragen von sieben verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.500 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser acht einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller acht Werte.

  1. CDU/CSU: 26 – 29 % ==> 27,3 %
  2. SPD: 20 – 23,5 % ==> 21,8 %
  3. GRÜNE: 19 – 24 % ==> 21,1 %
  4. AfD: 7,5 – 11 % ==> 9,7 %
  5. FDP: 5,510 % ==> 8,0 %
  6. LINKE: 2,55 % ==> 3,8 %
  7. Sonstige: 7 – 9 % ==> 8,3 %
2022-05-22

(c) JFB

Erläuterung

Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).

Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix ausgewertet

Die acht Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):

  1. YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 08.05.2022, internetbasierte Befragung von 1.659 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  2. Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 10./11.05.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.226 Personen,
  3. Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 13.05.2022, telefonische Befragung von 2.502 zufällig ausgewählten Personen,
  4. Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 14.05.2022, telefonische Befragung von 1.425 zufällig ausgewählten Personen,
  5. INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 14./15.05.2022, internetbasierte Befragung von 2.147 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  6. Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 15./16.05.2022, Befragung von 1.302 Personen via Online Panel,
  7. Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 18.05.2022, telefonische Befragung von 1.162 zufällig ausgewählten Personen,
  8. INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 18.05.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.214 Personen,

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine recht breite Datenbasis von insgesamt 12.637 Befragten.

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