Von Jürgen Fritz, Mo. 01. Mai 2023, Titelbild: © JFB
Gut 19 Monate nach der Bundestagswahl käme die Ampelkoalition gerade noch auf 42,5 Prozent. Klare Nr. 1 wäre heute die Union, die inzwischen mehr als zehn Punkte vor der SPD liegt. Und die AfD hat die Grünen fast eingeholt. Die FDP konnte sich die letzten Wochen zwar ein klein wenig erholen, hat aber weiterhin mehr als ein Drittel ihrer Wähler verloren.
CDU/CSU liegen aktuell mehr als zehn Punkte vor der SPD
Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 kamen SPD, Grüne und FDP zusammen auf 52 Prozent der gültigen Zweitstimmen und bildeten anschließend die erste rot-grün-gelbe Regierungskoalition in der Geschichte der Bundesrepublik. Heute käme die Ampel gerade noch auf ca. 42,5 Prozent. SPD und FDP haben seit der Regierungsbildung massive Verluste erlitten (SPD: – 6,6 Punkte, FDP – 4 Punkte). Die Grünen konnten im ersten Jahr nach der Bundestagswahl kräftig zulegen, stiegen von ihrem enttäuschenden Wahlergebnis von 14,8 auf fast 24 Prozent. Seit August geht aber auch bei ihnen die Kurve der Zustimmung bei den Bürgern kontinuierlich nach unten und inzwischen sind sie wieder ganz knapp unter 16 Prozent angekommen (15,96 %). Am meisten zulegen konnte seit der Wahl die AfD, die von 10,3 auf ca. 15,6 Prozent steigt. Klarer Wahlsieger wären heute CDU, CSU, die mehr als zehn Punkte vor der SPD lägen.
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen acht Umfragen von sieben verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.700 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser acht einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller acht Werte (in Klammer die Veränderung zur Bundestagswahl am 26.09.2021):
- CDU/CSU: 27,5 – 31 % ==> 29,3 % (+5,2)
- SPD: 18 – 21 % ==> 19,1 % (–6,6)
- GRÜNE: 14 – 18 % ==> 16,0 % (+1,2)
- AfD: 15 – 16 % ==> 15,6 % (+5,3)
- FDP: 6 – 9 % ==> 7,5 % (–4,0)
- LINKE: 4 – 5 % ==> 4,5 % (–0,4)
- Sonstige: 5,5 – 10 % ==> 8,1 %(–0,6)

(c) JFB
Alle Werte gerundet auf eine Stelle nach dem Komma, so dass die Gesamtsumme auch 99,9 oder 100,1 Prozent sein kann.
Union seit einem Jahr die mit Abstand stärkste politische Kraft
Das bedeutet, die Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP hat gut 19 Monate nach der Bundestagswahl keine Mehrheit mehr in der Bevölkerung. Alle drei Parteien zusammen kämen derzeit nur auf ca. 42,5 Prozent, die drei Oppositionsparteien zusammen auf ca. 49,4 Prozent. Die mit Abstand stärkste politische Kraft ist seit Ende April 2022, also seit jetzt einem Jahr, die Union, die ihren Vorsprung zunehmend weiter ausbauen kann und inzwischen mehr als 10 Punkte vor der SPD respektive mehr als 13 Punkte vor den Grünen liegt. Letztere müssten derzeit ihren dritten Platz gegen die AfD verteidigen und es wäre nicht sicher, ob ihnen das aktuell gelingen würde.
Erläuterung
Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).
Die Erhebungen dieser Institute wurden ausgewertet
Die acht Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):
- Allensbach (FAZ), mittlerer Tag der Befragung: 10./11.04.2023, persönlich-mündliche Befragung von 1.007 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen,
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 11./12.04.2023, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.204 Personen
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 19.04.2023, telefonische Befragung von 1.266 zufällig ausgewählten Personen,
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 21.04.2022, telefonische Befragung von 2.506 zufällig ausgewählten Personen,
- Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 21./22.04.2023, telefonische Befragung von 1.426 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 22./23.04.2023, internetbasierte Befragung von 2.004 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 26.04.2023, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.202 Personen,
- Civey (SPIEGEL) vom 01.05.2023, 09:00 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 27./28.04.2023, Stichprobengröße: 10.032, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten, bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 20.647 Befragten.
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