SPD nun näher an der AfD als an der Union

Von Jürgen Fritz, So. 14. Aug 2022, Titelbild: © JFB

Der Trend der letzten Monate setzt sich fort und scheint sich sogar zu beschleunigen: SPD und FDP verzeichnen massive Verluste, Die Grünen legen deutlich, die Union leicht zu, Die Linke liegt um die 4,7 Prozent. Neu ist, dass die AfD um Einiges zulegen kann und wieder auf über 12 Prozent steigt. Damit liegt die SPD nun näher an der AfD als an der Union.

SPD näher an der AfD als an der Union, Grüne steigen auf 23 Prozent

Auf 25,7 Prozent kam die SPD bei der Bundestagswahl am 26.09.2021. Damit lag sie 1,6 Punkte vor der Union und 10,9 Punkte vor den Grünen auf Platz eins. Doch seitdem hat sich das Bild völlig gewandelt. Schon vor mehr als zwei Monaten fiel die Kanzlerpartei nicht nur hinter die Union zurück, sondern dann auch hinter die Grünen. Das gab es zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie: die Kanzlerpartei nur noch auf Rang drei.

Doch der Niedergang setzt sich seither fort und scheint sich nun sogar noch zu beschleunigen. Die fiel die Wochen erstmals seit August 2021 wieder unter 20 Prozent. Inzwischen ist sie sogar deutlich unter 19 Prozent gefallen und liegt aktuell ca. 4,5 Punkte hinter den Grünen und 8 Punkte hinter CDU/CSU. Acht Punkte entsprechen ca. 3,5 bis 4 Millionen Wählern. Ja inzwischen ist die SPD näher an der AfD dran als an der Union. Der Vorsprung vor der SPD vor der Alternative für Deutschland beträgt jetzt nur ca. 6,3 Punkte. Die AfD erweist sich seit der Bundestagswahl im September 2021 nicht nur sehr stabil um die 10 Prozent, sie kann jetzt erstmals wieder auf über 12 Prozent steigen.

Die höchsten Verluste nach der SPD muss in den letzten knapp elf Monaten die FDP einstecken. Diese käme momentan nur auf ca. 7,4 Prozent und verlöre damit 35 bis 36 von 100 ihrer Wähler, die ihr im September 2021 noch ihre Zweitstimme gaben. Die Linke bleibt in dem Bereich zwischen 4,5 und 5 Prozent. Die Kleinparteien alle zusammen fallen jetzt unter 8 Prozent.

So würde Deutschland heute wählen

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen neun Umfragen von acht verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.700 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte (in Klammer die Veränderung zur Vorwoche):

  1. CDU/CSU: 2428 % ==> 26,5 % (+0,1)
  2. GRÜNE: 21 – 26 % ==> 23,0 % (+0,2)
  3. SPD: 16 – 21 % ==> 18,5 % (–0,6)
  4. AfD: 10 – 14,5 % ==> 12,2 % (+1,1)
  5. FDP: 69 % ==> 7,4 % (–0,4)
  6. LINKE: 3,56 % ==> 4,7 % (–)
  7. Sonstige: 6 – 9 % ==> 7,7 % (–0,4)
2022-08-14

(c) JFB

Erläuterung

Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).

Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix ausgewertet

Die neun Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):

  1. Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 02.08.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.313 Personen
  2. Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 05.08.2022, telefonische Befragung von 2.504 zufällig ausgewählten Personen,
  3. Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 06.08.2022, telefonische Befragung von 1.422 zufällig ausgewählten Personen,
  4. INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 06./07.08.2022, internetbasierte Befragung von 2.099 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  5. YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 07./08.08.2022, internetbasierte Befragung von 1.595 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
  6. INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 08./09.08.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.502 Personen,
  7. Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 09.08.2022, Befragung von 2.920 Personen via Online Panel,
  8. Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 10.08.2022, telefonische Befragung von 1.389 zufällig ausgewählten Personen,
  9. Civey (SPIEGEL) vom 14.08.2022, 08:30 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 10./11.08.2022, Stichprobengröße: 10.057, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 24.801 Befragten.

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