Grüne fallen hinter Union zurück, Baerbock verliert an Ansehen

Von Jürgen Fritz, Fr. 28. Mai 2021, Titelbild: © JFB

Am 19. bzw. 20. April wurden Annalena Baerbock und Armin Laschet zu Kanzlerkandidaten nominiert. In den Wochen darauf stiegen die Umfragewerte der Grünen deutlich an, die von CDU/CSU fielen drastisch. Die grün-affinen Massenmedien veranstalteten teilweise einen regelrechten Hype um „ihre“ Kandidatin. Doch in den letzten zwei bis drei Wochen hat sich das Bild deutlich gedreht. Droht Baerbock wie einst Schulz abzustürzen?

Baerbock verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit

Von knapp 22 auf fast 26 Prozent schossen die Grünen nach der Nominierung von Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin innerhalb weniger Wochen nach oben. Ja, sie überholten sogar die Union, welche nach der Nominierung von Armin Laschet statt Markus Söder regelrecht einbrach: von knapp 29 Prozent ging es schlagartig auf etwa 24 Prozent nach unten. Von den 35 bis 39 Prozent, die Bandbreite in der CDU/CSU sich während der COVID-19-Pandemie mehr als ein dreiviertel Jahr lang bewegte, war man jetzt mehr als 10, ja fast 15 Prozentpunkte entfernt. Was für ein Absturz in nur drei Monaten! Und was für Aufstieg der Grünen.

Doch dieser Höhenflug der Grünen und ihrer Kanzlerkandidatin währte nicht lang. Die letzten zwei bis drei Wochen zeigen sich immer mehr Risse in der aufpolierten Fassade von Frau Baerbock. Die 40-Jährige stellte sich öffentlich gerne als „Völkerrechtlerin“ dar, ihren innerparteilichen Konkurrenten Robert Habeck, der ihr ohne großen Kampf die Kanzlerkandidatur überließ, dagegen als „Kühemelker“. Das ließ einige dann vielleicht doch an der Integrität und damit letztlich dem Charakter von Baerbock zweifeln. Doch es kam noch härter.

Denn der „Kühemelker“ hat nicht nur ein erfolgreich abgeschlossenes Magisterstudium der Philosophie, Germanistik und Philologie, er hat auch noch eine erfolgreich abgeschlossene Promotion nachzuweisen und mehr als das. Habeck hat – im Gegensatz zu Baerbock – bereits sechs Jahre (von 2012 bis 2018) Regierungserfahrung als Landesminister für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt, ja er war sogar sechs Jahre der erste Stellvertreter des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. Bei Baerbock dagegen tauchten die letzten Wochen immer mehr Ungereimtheiten auf.

Baerbock suggeriert immer wieder, sie sei „Völkerrechtlerin“, hat aber nie Jura studiert und ihr Politikwissenschaftstudium in Hamburg abgebrochen

Wie sich zeigte, ergaben sich etliche Fragen zum tatsächlichen und zum von Baerbock selbst angeführten Lebenslauf und ihrer beruflichen Qualifikation. Nach Recherchen eines deutschen Bloggers wurde immer mehr deutlich, dass Baerbock überhaupt niemals Jura an einer deutschen Hochschule studierte, was normalerweise die Voraussetzung ist, um Völkerrechtler zu werden. Eingeschrieben war sie vielmehr von 2000 bis 2004 im Fach Politische Wissenschaft mit Nebenfach Öffentliches Recht / Europarecht an der Universität Hamburg (wobei selbst der letzte Punkt noch strittig ist).

Aber auch dieses Studium der Politikwissenschaft schloss Baerbock niemals ab. Über die sogenannte „Diplom-Vorprüfung“, mit der meist nach vier Semestern (zwei Jahren) das Grundstudium abgeschlossen wird, kam Baerbock nicht hinaus. Und diese „Diplom-Vorprüfung“ war wohl gar keine Prüfung im eigentlichen Sinne, sondern schlicht ein Ansammeln von Scheinen im Laufe der Jahre, wobei bei Baerbock nicht klar ist, ob sie ihre Scheine tatsächlich nach zwei Jahren zusammen hatte oder erst nach drei oder gar noch später. Zeitungen, die grüne Heinrich Böll Stiftung, Wikipedia und Baerbock selbst auf ihrer Homepage mussten nun nach diesen Enthüllungen des Bloggers die Angaben zu ihrem Lebenslauf öffentlich korrigieren.

Auch bzgl. ihres englischen Masters gibt es offene Fragen und ihre Promotion brach sie bereits 2015 ab, nannte sich aber noch im Mai 2021 ohne Zeitangabe „Doktorandin des Völkerrechts“

Auch bezüglich der Masterarbeit, die Frau Baerbock in London während eines nur einjährigen Studiums, das eigentlich für Akademiker gedacht ist, die bereits ein abgeschlossenes Studium haben und auf ihren Abschluss (Magister, Staatsexamen oder wenigstens Bachelor) noch einen Master dazu machen, gibt es viele offene Fragen. Wo ist die Masterarbeit? Welchen Umfang hat diese? Entspricht diese wirklich auch nur annähernd den Standards einer deutschen Masterarbeit?

Dann kam auch noch heraus, dass Baerbock ihr Promotionsvorhaben bereits 2015 wie schon ihr Studium in Hamburg abgebrochen hat, in ihrem Lebenslauf aber gleichwohl ganz oben ohne Datumsangabe noch bis Mai 2021 angab Doktorandin des Völkerrechts, Freie Universität Berlin, Promotion nicht abgeschlossen“. Da entgegen aller anderen Angaben hier das Datum fehlte (2009 bis 2015), konnte hier leicht der Eindruck entstehen, die Promotion würde nur ruhen. Eine Nachfrage des Bloggers bei der Hochschule ergab aber, dass Baerbock ihre Promotion bereits 2015 abgebrochen hat und sich exmatrikulierte. Dies gab sie selbst aber so nicht öffentlich an. Immer mehr verdichtete sich der Eindruck, dass hier ein Muster bei Baerbock erkennbar sein könnte, nach außen hin den Eindruck zu erwecken, als sei da viel mehr als tatsächlich vorhanden ist.

Auffällig war auch, dass – obschon es ca. 36.000 bis 45.000 festangestellte Journalisten in Deutschland gibt, ausgerechnet ein Blogger im Alleingang den aufgehübschten Lebenslauf von Baerbock mit den irreführenden Angaben entlarven musste, dass kein einziger dieser 36.000 bis 45.000 festangestellten Journalisten der Grünen-Vorsitzenden hier auf den Zahn fühlen wollte.

Baerbock bewilligt sich selbst einen Coronabonus zu Weihnachten und vergisst jahrelang Nebeneinkünfte bei der Bundestagsverwaltung zu melden

Schließlich kam heraus, dass Baerbock sich 2020 selbst als einzige Parteivorsitzende einen Corona-Bonus als Weihnachtsgeld bewilligte. Und es kam heraus, dass sie Nebeneinkünfte in fünfstelliger Höhe über Jahre hinweg (2018 bis 2020) nicht bei der Bundestagsverwaltung gemeldet hatte. Ferner kam heraus, dass sie dieses „blöde Versäumnis“ erst dann auf ihrer Homepage publik machte, nachdem die BILD dieses Thema aufgegriffen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte. Baerbock selbst hatte weder eine Pressemitteilung herausgegeben noch etwas dazu auf ihrer eigenen Homepage, ihrem Facebook-, Twitter-, Instagram-Account oder sonst wo thematisiert.

Obschon die meisten der soeben aufgeführten Punkte in den Massenmedien nur am Rande thematisiert wurden, wenn überhaupt, oder man sich dort sogar bemühte, erneut Partei für Baerbock zu ergreifen und diese zu exkulpieren, wo es nur ging, und alles möglichst herunterzuspielen, ist ihr Nimbus seither deutlich angekratzt. Hinzu kommt, dass die Grünen-Kanzlerkandidatin in öffentlichen Auftritten immer wieder den Eindruck der mangelnden Kompetenz, teilweise sogar der Dampfplauderei vermittelt, was bei manchen dann wohl doch Skepsis bezüglich ihrer Eignung für so ein wichtiges Amt erzeugt.

Auf jeden Fall sind in den letzten zwei bis drei Wochen sowohl die Werte der Grünen als auch die persönlichen Werte von Annalena Baerbock merklich zurückgegangen.

Nur noch 38 Prozent der Wähler wäre eine grüne Kanzlerin lieber, 56 Prozent wollen lieber eine CDU/CSU-geführte Regierung

Bereits vor acht bis zehn Tagen fiel Baerbock in der von Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer durchgeführten Befragung in der Bewertung der zehn wichtigsten Politiker in Deutschland auf nur noch +0,5 auf einer Skala von +5 bis -5 zurück. Damit liegt sie hinter ihrem Kollegen als Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck (+1,0) und hinter Olaf Scholz (+0,9) lediglich auf Platz 6.

Und Mitte Mai sagten nun nicht nur 50, sondern nun sogar 56 Prozent, dass sie sich lieber eine von der CDU/CSU geführte Regierung wünschen. Nur noch 38 Prozent möchten tatsächlich lieber eine von den Grünen geführte Regierung mit Baerbock als Kanzlerin.

Im Falle einer Kanzlerdirektwahl würde Baerbock inzwischen gegen jeden verlieren

Hätten die Bürger die Möglichkeit, den Kanzler direkt zu wählen und könnten sich zwischen den drei Spitzenkandidaten von CDU/CSU, Grüne und SPD entscheiden, so würde Baerbock inzwischen gegen jeden verlieren. Gegen Olaf Scholz verlöre sie laut Forschungsgruppe Wahlen mit 41 zu 48 Prozent, gegen Armin Laschet mit 42 zu 46 Prozent. Laschet verlöre gegen Scholz mit 41 zu 45 Prozent.

Dabei fand diese Befragung bereits vor acht bis zehn Tagen statt, als noch nicht all das bekannt war, was oben aufgezählt wurde. Nun aber zur wichtigsten Frage: Wie würden die Wahlberechtigten sich heute entscheiden?

So würden die Deutschen heute wählen

Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Dies waren sieben der neun großen Meinungsforschungs-Institute. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser sieben einbezogenen Institute (es wurde jeweils nur die neueste Umfrage herangezogen) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller sieben Werte.

  1. CDU/CSU: 24 – 27,5 % ==> 25,4 %
  2. GRÜNE: 22 – 25 % ==> 23,6 %
  3. SPD: 13 – 16 % ==> 14,9 %
  4. FDP: 10 – 13 % ==> 11,8 %
  5. AfD: 10 – 13 % ==> 11,1 %
  6. LINKE: 69 % ==> 6,9 %
  7. Sonstige: 58 % ==> 6,3 %
2021-05-28

(c) JFB

Erläuterung: Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von fünf bis zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.

Der Höhenflug der Grünen scheint gebrochen, CDU/CSU erholen sich langsam

Veränderungen der letzten 19 Tage

Gegenüber dem 09.05.2021 haben sich die Wahl-O-Matrix-Werte wie folgt verändert:

  1. CDU/CSU: + 1,3 %
  2. FDP: + 0,5 %
  3. AfD: + 0,4 %
  4. SPD: + 0,3 %
  5. LINKE: + 0,2 %
  6. Sonstige: – 0,6 %
  7. GRÜNE: – 2,1 %

Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix für die Gesamtübersicht ausgewertet

Die zehn Institute, welche ausgewertet wurden, waren:

  • Allensbach (FAZ), mittlerer Tag der Befragung: 07.05.2021, persönlich-mündliche Befragung von 1.027 nach Quotenvorgaben ausgewählten Personen,
  • Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 10./11.05.2021, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.198 Personen,
  • GMS, mittlerer Tag der Befragung: 14.05.2021, telefonische Befragung von 1.005 zufällig ausgewählten Personen,
  • Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 19.05.2021, telefonische Befragung von 1.229 zufällig ausgewählten Personen,
  • Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 19./20.05.2021, telefonische Befragung von 2.004 zufällig ausgewählten Personen,
  • Ipsos, mittlerer Tag der Befragung: 21./22.05.2021, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 2.014 Personen,
  • YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 24./25.04.2021, internetbasierte Befragung von 1.706 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools,
  • Civey (SPIEGEL), mittlerer Tag der Befragung: 22.05.2021, netzwerkbasierte Panel-Rekrutierung + Teilnehmerverifizierung + quotierte Stichprobe unverzerrter Antworten + Echtzeitgewichtung, Stichprobe: 10.016 Befragte,
  • Kantar (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 22.05.2021, telefonische Befragung von 1.422 zufällig ausgewählten Personen,
  • INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 23.05.2021, internetbasierte Befragung von 2.128 nach Quotenvorgaben ausgewählten Mitgliedern eines Befragten-Pools

Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl am zweitnächsten) hat damit eine sehr breite Datenbasis von insgesamt 23.749 Befragten.

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