Von Jürgen Fritz, So. 19. Jun 2022, Titelbild: © JFB
Knapp neun Monate nach der Bundestagswahl ist die Union weiter klar auf Position eins vor den Grünen, die sich inzwischen ebenfalls vor die SPD geschoben haben. Die SPD hat ein Fünftel ihrer Anhänger verloren. Die AfD kann erstmals seit Monaten leicht zulegen, während die FDP weiter massive Einbußen verzeichnet und sogar fast ein Drittel ihrer Anhänger verlor.
Union klar vor den Grünen und der SPD, AfD kann Abwärtstrend stoppen
Auf 25,7 Prozent kam die SPD bei der Bundestagswahl am 26.09.2021 und lag damit 1,6 Punkte vor der Union und 10,9 Punkte vor den Grünen auf Platz eins. Seither hat sich das Bild aber doch deutlich geändert. Schon bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein vor vier Wochen und bei der NRW-Wahl vor drei Wochen war ein deutlicher Trend zu erkennen. In Schleswig-Holstein schoss die CDU steil nach oben und Die Grünen stiegen deutlich, in Nordrhein-Westfalen schossen Die Grünen nach oben und die CDU stieg nochmals um mehrere Punkte.
Die SPD stürzte dagegen in Schleswig-Holstein regelrecht ein und fiel auf ein einmaliges historisches Tief. In NRW fiel sie ebenfalls nochmals um mehrere Punkte und unterschritt den bisherigen historischen Tiefpunkt nochmals deutlich. Noch dramatischer waren die Verluste der FDP. In Schleswig-Holstein verlor sie vier von neun Wählern, in NRW sogar fünf von neun. Auf Grund der niedrigen Wahlbeteiligung entsprach das einem Verlust von 607 von 1.000 ihrer Wähler.
Genau dieser Trend ist seit vielen Wochen auch bundesweit klar zu erkennen: Die Union und Die Grünen legen massiv zu, SPD und FDP verzeichnen enorme Verluste. Auch „Die Linke“ (SED) verliert immer mehr Anhänger. Neu ist in den letzten zwei Wochen, dass die AfD, die am 05.06.2022 noch bei 9,3 Prozent stand, zulegen kann.
So würde Deutschland heute wählen
Angegeben ist für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute, die – bezogen auf den mittleren Tag der Befragung – in den letzten drei Wochen repräsentative Erhebungen durchführten. Aktuell liegen zehn Umfragen von neun verschiedenen großen Meinungsforschungsinstituten vor, die diese Kriterien erfüllen. INSA veröffentlicht inzwischen jede Woche zwei verschiedene Erhebungen, einmal eine reine Online-Befragung von ca 2.000 bis 2.200 Personen und einmal eine Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von ca. 1.200 bis 1.500 Personen. Aufgeführt ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert dieser neun einbezogenen Befragungen (immer nur die aktuellste) sowie fettgedruckt das arithmetische Wahl-O-Matrix-Mittel aller neun Werte.
- CDU/CSU: 24 – 30 % ==> 27,2 %
- GRÜNE: 19 – 25 % ==> 21,4 %
- SPD: 18 – 23 % ==> 20,5 %
- AfD: 9 – 13 % ==> 10,5 %
- FDP: 6 – 9,5 % ==> 7,9 %
- LINKE: 3,5 – 6 % ==> 4,6 %
- Sonstige: 6 – 9 % ==> 7,9 %

(c) JFB
Erläuterung
Diese Werte sind so zu verstehen, dass es für jede Partei bzw. für jede Bundestagsfraktion ein Fenster gibt, innerhalb dessen sie derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit läge. Die aufgeführten Zahlen stellen die Mitte dieses Fensters dar. Kleine Abweichungen von dieser Fenster-Mitte von ein bis zwei Prozent sind also jeweils in beide Richtungen möglich, bei größeren Parteien auch drei Prozent oder etwas mehr, wobei die Wahrscheinlichkeit, je weiter man sich von der Mitte des Fensters weg bewegt, immer mehr abnimmt und zwar drastisch. Abweichungen von deutlich über fünf oder gar zehn Prozent sind daher nahezu ausgeschlossen. Dies läge weit außerhalb des Fensters.
Dabei sind diese Angaben selbstverständlich keine Zukunftsprognosen, wie die Wähler in einigen Monaten oder Jahren votieren werden, sondern wie sie heute votieren würden (empirische Erfassung der Gegenwart).
Die Erhebungen dieser Institute wurden von Wahl-O-Matrix ausgewertet
Die zehn Umfragen, welche ausgewertet wurden, waren (Kriterium 1: bezogen auf den mittleren Tag der Befragung nicht älter als drei Wochen, Kriterium 2: von jedem Institut immer nur die jeweils aktuellste, sofern nicht verschiedene Erhebungsmethoden vorlagen, ansonsten von jeder Erhebungsmethode die jeweils aktuellste):
- Infratest dimap (ARD-DeutschlandTrend), mittlerer Tag der Befragung: 31.05.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.337 Personen
- YouGov, mittlerer Tag der Befragung: 05.06.2022, internetbasierte Befragung von 1.633 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Ipsos, mittlerer Tag der Befragung: 05.06.2022, internetbasierte Befragung von 1.000 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Wahlkreisprognose, mittlerer Tag der Befragung: 07./08.06.2022, Befragung von 1.603 Personen via Online Panel,
- Forsa (RTL/ntv-Trendbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 10.06.2022, telefonische Befragung von 2.511 zufällig ausgewählten Personen,
- Kantar/Emnid (FOCUS), mittlerer Tag der Befragung: 11.06.2022, telefonische Befragung von 1.895 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD), mittlerer Tag der Befragung: 11./12.06.2022, internetbasierte Befragung von 2.082 gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool),
- Forschungsgruppe Wahlen (ZDF-Politbarometer), mittlerer Tag der Befragung: 14.06.2022, telefonische Befragung von 1.133 zufällig ausgewählten Personen,
- INSA (BILD am Sonntag), mittlerer Tag der Befragung: 15.06.2022, Mix–Befragung per Telefon und per Online-Panel von 1.501 Personen,
- Civey vom 19.06.2022, kurz nach 10 Uhr, mittlerer Tag der Befragung: 15./16.06.2022, Stichprobengröße: 10.005, stellvertretend für die Grundgesamtheit (volljährige Bundesbürger) in der Stichprobe zur Berechnung des repräsentativen Ergebnisses berücksichtigt wurden.

Civey-Screenshot vom 19.06.2022, kurz nach 10 Uhr
Wahl-O-Matrix, Deutschlands führendes Meta-Analyse-Tool (von JFB gegründet), das mit seiner Prognose bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg, wie auch schon bei der NRW-Wahl, mit 0,76 Prozent mittlerer Abweichung erneut näher am Ergebnis lag als sämtliche Umfrageinstitute (in Rheinland-Pfalz am drittnächsten, bei der EU-Wahl ebenfalls am drittnächsten und bei der Bundestagswahl 2017 am zweitnächsten und bei der Bundestagswahl 2021 zusammen mit Allensbach am nächsten von allen) hat damit eine breite Datenbasis von insgesamt 24.700 Befragten.
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