Union strebt auf 35 Prozent zu, Grüne fallen unter 20

Von Jürgen Fritz, So. 05. Apr 2020, Titelbild: © JFB

Vor knapp vier Wochen lagen die Grünen im Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute nur vier Punkte hinter CDU/CSU. Vor zehn Monaten waren sie bundesweit sogar mal kurzfristig vor der Union. Doch in den letzten Wochen hat sich das Bild völlig gewandelt. CDU/CSU sind im Moment so stark wie seit zweieinhalb Jahren nicht und streben weiter nach oben, nun Richtung 35 Prozent und darüber hinaus. Die Grünen dagegen fallen erstmals seit der EU-Wahl vor gut zehn Monaten unter 20 Prozent. Und die FDP ist nicht mehr sehr weit von 5 Prozent entfernt. So würden die Deutschen heute wählen.

Union legt in den letzten Wochen 8 Punkte zu – Grüne, AfD und Linkspartei verlieren deutlich

Angegeben ist wie immer für jede Partei der Wahl-O-Matrix-Mittelwert aller Institute,  die (bezogen auf den mittleren Tag der Befragung) in den letzten drei Wochen Erhebungen durchführten. Das waren: a) Forschungsgruppe Wahlen (24./25.03.), b) INSA (28./29.03.), c) YouGov (28./29.03.), d) Kantar (28./29.03.), e) Infratest dimap (31.03.), f) Forsa (01.04.). Angegeben ist für jede Partei der niedrigste und der höchste Wert sowie fettgedruckt das arithmetische Mittel aller Werte:

  1. CDU/CSU: 3337 % ==> 34,3 %
  2. GRÜNE: 1622 % ==> 19,0 %
  3. SPD: 1518 % ==> 16,2 %
  4. AfD: 912 % ==> 10,7 %
  5. LINKE: 79 % ==> 8,1 %
  6. FDP: 56,5 % ==> 5,9 %
  7. Sonstige: 57 % ==> 5,8 %
2020-04-05
(c) JFB

Wie groß die Veränderungen der letzten Wochen sind, zeigt diese Dawum-Vier-Jahres-Graphik:

2020-04-04

Sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot hätten derzeit eine klare Mehrheit

In knapp vier Wochen konnten CDU/CSU rund 8 Punkte zulegen, die Grünen verlieren dagegen 3 bis 4 Punkte, die AfD 2 bis 3 und die Linkspartei 1 bis 2 Prozentpunkte. In der Corona-Krise schrumpft offenbar das Vertrauen in diese Parteien, wobei bei der AfD die Einstufung ihres Höcke-Flügels als verfassungsfeindliche Gruppierung und die innerparteiliche Zerstrittenheit zusätzlich mit hineinspielen dürfte, bei der Linkspartei ihre Reichen-erschießen-Phantasien.

Dabei ist die Union inzwischen laut RTL-/ntv-Trendbarometer außer bei den Arbeitern sowie bei Schülern/Studenten in allen gesellschaftlichen Gruppen die stärkste politische Kraft – im Osten ebenso wie im Westen, bei Männern genauso wie bei Frauen sowie in allen Alters- und Bildungs-Gruppen. Lediglich bei den Arbeitern liegt die AfD (Arbeiter- und Unterschichtenpartei) mit 26 Prozent vor der Union (Volkspartei) mit 24 Prozent. Und die Grünen (Studentenpartei) liegen nur noch bei Schülern/Studenten vor der Union, mit 39 gegenüber 30 Prozent.

Durch die wiedergewonnene Stärke der Union hätten sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot eine klare Mehrheit im Bundestag. Schwarz-Grün käme auf ca. 53,3 Prozent der Stimmen und wegen der ca. 5,8 Prozent der Stimmen für Kleinparteien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern würden, ca. 56,6 Prozent der Sitze im Parlament. Schwarz-Rot käme aktuell auf ca. 50,5 Prozent der Stimmen und etwa 53,6 Prozent der Sitze. Grün-Rot-Dunkelrot käme dagegen nur auf 43,3 Prozent der Stimmen und knapp 46 Prozent der Sitze.

63 Prozent sind aktuell mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden, einzig die 10 Prozent AfD-Anhänger sehen es völlig anders

Ein wesentlicher Faktor für die derzeitige Stärke der die Bundesregierung anführenden Union dürfte sein, dass die Bürger insgesamt mit dem Krisenmanagement der Regierung recht zufrieden sind, vor allem aber keiner anderen Partei zutrauen würden, mit der gewaltigen Coronakrise besser fertig zu werden als eben CDU/CSU. Im von Infratest dimap vom 30.03. bis 01.04.2020 ermittelten (am 02.04. veröffentlichten) ARD-Deutschlandtrend zeigte sich, dass 63 Prozent der wahlberechtigten Bundesbürger mit dem Merkelkabinett zufrieden sind.

Auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung?“ antworteten:

  • sehr zufrieden: 9 % (+ 7)
  • zufrieden: 54 % (+ 21)
  • weniger zufrieden: 25 % (− 17)
  • gar nicht zufrieden: 11 % (− 12)

Noch interessanter ist, wie die Anhänger der verschiedenen Parteien auf diese Frage antworteten:

  1. Unions-Anhänger: 8713
  2. SPD-Anhänger: 8218
  3. Grünen-Anhänger: 7327
  4. FDP-Anhänger: 6238
  5. LINKE-Anhänger: 5050
  6. AfD-Anhänger: 1882

Einzig die laut Infratest dimap ca. 10 Prozent AfD-Anhänger sind mehrheitlich mit der Bundesregierung unzufrieden und die ca. 7 Prozent LINKE-Anhänger sind geteilter Meinung. Alle anderen sind ganz klar der Aufassung, dass die schwarz-rote Bundesregierung keinen schlechten Job macht.

72 Prozent sind mit dem Krisenmanagement der Regierung zufrieden

Auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie mit dem Krisenmanagement der Regierung?“ antworten die Wahlberechtigten nämlich wie folgt:

  • sehr zufrieden: 22 % (+ 4)
  • zufrieden: 50 % (− 7)
  • weniger zufrieden: 19 % (+ 1)
  • gar nicht zufrieden: 8 % (+ 3)

Im Vergleich zu zehn Tagen zuvor sind die Zufriedenheitswerte leicht gefallen, um ca. 3 bis 4 Punkte, sind aber noch immer auf sehr hohem Niveau. Und das zieht sich wiederum quer durch alle Parteien bis auf eine:

  1. Unions-Anhänger: 88 – 12
  2. SPD-Anhänger: 85 – 15
  3. Grünen-Anhänger: 8020
  4. FDP-Anhänger: 7228
  5. LINKE-Anhänger: 7228
  6. AfD-Anhänger: 3961

Selbst die sonst meist notorisch unzufriedenen Linkspartei-Anhänger sind zu 72 Prozent mit dem Krisenmanagement der Regierung zufrieden und sogar fast 40 Prozent der noch notorischeren AfD-Anhänger.

Die Hälfte sorgt sich vor einer Corona-Ansteckung, 77 Prozent haben großes Vertrauen in Ärzte und Gesundheitsversorgung

Das beherrschende Thema ist und bleibt derzeit die Corona-Pandemie. Die Sorge vor Ansteckung ist bei über der Hälfte der Bürger groß (5149):

  • sehr groß: 17 % ( 1)
  • groß: 34 % ( 3)
  • weniger groß: 35 % (+ 4)
  • klein: 14 %

Anders als man vielleicht erwartet hätte, sind die Unterschiede in den Altersgruppen dabei nur sehr gering:

  • 18 – 39 Jahre: 4555 %
  • 40 – 64 Jahre: 5347 %
  • ab 65 Jahre: 5346 %

Das Vertrauen in Gesundheitsreinrichtungen und Ärzte ist dabei in Deutschland doch ziemlich groß (7722):

  • sehr groß: 22 %
  • groß: 55 %
  • weniger groß: 17 %
  • klein: 5 %

93 Prozent befürworten weiterhin Kontaktbeschränkungen

Die Kontakteinschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus werden noch immer von deutlich über 90 Prozent der Bürger befürwortet:

  • befürworte diese Maßnahme: 93 % (− 2)
  • lehne diese Maßnahme ab: 6 % (+ 3)

Diese überragend hohe Zustimmung zieht sich durch alle Parteien und deren Anhänger hindurch:

  1. SPD-Anhänger: 991
  2. Grünen-Anhänger: 98 – 1
  3. Unions-Anhänger: 96
  4. FDP-Anhänger: 946
  5. Linken-Anhänger: 848
  6. AfD-Anhänger: 8317

42 Prozent haben die Sorge, dass Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt sind:

  • sehr groß: 15 %
  • groß: 27 %
  • weniger groß: 38 %
  • klein: 19 %

Am besorgtesten sind dabei die Anhänger der AfD, am wenigsten die der SPD:

  1. AfD-Anhänger: 5545
  2. Linken-Anhänger: 4456
  3. Unions-Anhänger: 3960
  4. Grünen-Anhänger: 3565
  5. FDP-Anhänger: 3463
  6. SPD-Anhänger: 3367

47 Prozent wären schon jetzt bereit, eine Smartphone-App zur Nachverfolgung von Infektionsketten zu nutzen

Eine Smartphone-App zur Verfolgung von Infektionsketten wäre etwa die Hälfte der Bürger bereit zu nutzen, wobei dieser Wert durch Aufklärungsarbeit und wenn die Todesfallzahlen auch in Deutschland andere Dimensionen erreichen, sicherlich deutlich steigerbar sein sollte:

  • würde ich nutzen: 47 %
  • würde ich nicht nutzen: 45 %

Dabei ist der Hauptgrund bei den 45 Prozent, die das bislang ablehnen, dass Befürchtungen bezüglich Datenschutz und Persönlichkeitsrechte, die man also ausräumen müsste, wenn man höhere Zustimmung für die Einführung einer solchen App erzielen möchte:

9 Prozent der Nichtnutzer finden den Gebrauch von Apps technisch zu schwierig. 14 Prozent der Nichtnutzer vertreten die Meinung, eine solche Maßnahme sei überflüssig bzw. bringe nichts. 41 Prozent aber gaben an, dies aus Gründen des Datenschutzes oder der Persönlichkeitsrechte abzulehnen.

  • Datenschutz / Überwachung / Persönlichkeitsrechte: 41 %
  • überflüssig / bringt nichts / andere Maßnahmen sind besser: 14 %
  • nutze keine Apps / Anwendung zu schwierig: 9 %
  • sorgt für Verunsicherung: 7 %
  • Stigmatisierung von Infizierten: 5 %
  • sonstige Gründe: 16 %

Merkel, Scholz, Spahn und Söder sind die beliebtesten Spitzenpolitiker

Interessant auch, mit welchen Spitzenpolitikern die Deutschen besonders zufrieden und mit welchen sehr wenig zufrieden sie sind:

1. Angela Merkel (CDU): 64 % (+ 11)
2. Olaf Scholz (SPD): 63 % (+ 17)
3. Jens Spahn (CDU): 60 % (+ 9)
4. Markus Söder (CSU): 58 % (+ 16)

In der Spitzengruppe, die alle um die 60 Prozent-Werte erzielen, befinden sich drei Unions-Politiker, die alle kräftig zulegen können, am meisten Markus Söder. Am allermeisten zulegen in der Wählergunst kann aber der Bundesfinanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz, den aber die SPD-Basis nicht zu ihrem Parteivorsitzenden wählen wollte, sich stattdessen für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans entschieden, zu dem wir gleich noch kommen werden.

5. Peter Altmaier (CDU): 51 % (+ 13)
6. Horst Seehofer (CSU): 47 % (+ 4)

Eine mittlere Zufriedenheit von um die 50 Prozent erzielen der Bundeswirtschafts- und der Innenminister, beide wiederum von der Union. Das heißt, fünf der sechs am angesehenstens Politiker kommen aus der Union und alle aus den Regierungsparteien.

Kein einziger Oppositionspolitiker kann beim Wähler wirklich punkten, katastrophale Werte erzielen Walter-Borjans und Riexinger

Die Opposition hat keinen einzigen Politiker, der es in die Top-Sechs schafft, keinen der auch nur in die Nähe von 50 Prozent schafft.

7. Christian Lindner (FDP): 31 % (+ 3)
8. Annalena Baerbock (Grüne): 26 % (− 3)
9. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU): 22 % (+ 3)

Die besten Werte unter den Oppositionspolitikern erzielen Chritian Lindner und Annalena Baerbock mit Werten um die 30 Prozent. Warum der allgemein beliebtere Robert Habeck, der meist auch als der kompetentere der beiden Grünen-Vorsitzenden eingeschätzt wird, hier nicht abgefragt wurde, verwundert etwas. Noch schlechter als Lindner und Baerbock kommt die Verteidigungsministern Annergret Kramp-Karrenbauer bei den Wählern an. Sie ist die einzige Unionspolitikerin, die nicht mal in die Nähe von 50 Prozent kommt. Nun zu den absoluten Schlusslichtern mit weit unter 20 Prozent:

10. Alexander Gauland (AfD): 15 %
11. Norbert Walter-Borjans (SPD): 12 % (− 2)
12. Bernd Riexinger (LINKE): 9 % (− 2)

Alexander Gauland erzielt mit 15 Prozent für einen AfD-Politiker gar nicht mal so schlechte Zustimmungswerte in der Bevölkerung. Katastrophal schneidet aber der SPD-Vorsitzende Norber Walter-Borjans ab, der noch hinter dem Rechtsextremisten– (Höcke-)Freund Gauland landet. Nur 12 Prozent finden Walter-Borjans Arbeit wenigstens halbwegs zufriedenstellend. Saskia Esken wurde hier gar nicht abgefragt, bei der zu erwarten sein dürfte, dass ihre Werte sogar noch katastrophaler ausfielen. Das absolute Schlusslicht aber bildet der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger, der die ein Prozent Reichen nicht erschießen, sondern nur ins Arbeitslager verfrachten möchte und der in etwa den Charme einer Beißzange besitzt. Er kommt nicht einmal auf 10 Prozent.

*

Aktive Unterstützung: Jürgen Fritz Blog (JFB) ist vollkommen unabhängig und kostenfrei (keine Bezahlschranke). Es kostet allerdings Geld, Zeit und viel Arbeit, Artikel auf diesem Niveau regelmäßig und dauerhaft anbieten zu können. Wenn Sie meine Arbeit entsprechend würdigen wollen, so können Sie dies tun per klassischer Überweisung auf:

Jürgen Fritz, IBAN: DE44 5001 0060 0170 9226 04, BIC: PBNKDEFF, Verwendungszweck: JFB. Oder über PayPal  5 EUR – 10 EUR – 20 EUR – 30 EUR – 50 EUR – 100 EUR