Von Jürgen Fritz, Mi. 07. Apr 2021, Titelbild: Quarks-Screenshot
Seit mehr als einem Jahr werden in der Coronakrise die gleichen Fehler immer und immer wieder begangen und das obschon von vielen Wissenschaftlern immer wieder erklärt wurde, wie die COVID-19-Pandemie funktioniert, wie sich SARS-CoV-2 ausbreitet und wie man es eindämmen kann. Somit stellt sich immer mehr die Frage: Werden wir von Ignoranten und Begriffsstutzern regiert? Rückblick auf ein ungeheuerliches Politikversagen.
Völliges Politikversagen?
Schon im März 2020 haben Forscher vorausgesagt, dass sich diese Pandemie in Wellen ausbreiten werde. Auch gab es früh schon Berechnungen, um welches Ausmaß es bei dieser Seuche geht, wenn sie nicht frühzeitig und konsequent bekämpft wird. Bereits am 21. März 2020 schrieb ich:
„Das Problem ist also, dass die Kapazitäten nicht ausreichen, um die lebensbedrohlich erkrankten Menschen zu behandeln, wenn es zu viele auf einmal sind. (…) es ist ein Kampf für mehr Zeit, den wir nur zusammen gewinnen können, indem möglichst viele mithelfen, die Verbreitung des Virus zu stoppen oder zumindest deutlich zu drosseln. Alle anderen Länder und Kontinente werden genau die gleichen Probleme bekommen, so sie sie nicht schon haben. Die Länder befinden sich nur in unterschiedlichen Phasen der Pandemie. Und wir müssen alle zusammen gegen die Zeit kämpfen, die Verbreitung entschleunigen, um möglichst alle Erkrankten behandeln und an Impfstoffen und Medikamenten forschen zu können.“
Am 23. März 2020 zeigte ich anhand von historischen Pandemien auf, wie diese (fast) immer in mehreren Wellen kommen und die erste meist nicht die schlimmste ist.
Am 29. März 2020 erläuterte ich exponentielles Wachstum und versuchte aufzuzeigen, warum so viele den Ernst der Lage bei der Corona-Pandemie unterschätzen.
Am 2. April 2020 wies ich in SARS-CoV-2 und die Büchse der Pandora darauf hin, wie wichtig es ist, vorauszudenken und nicht erst im Nachhinein zu überlegen, was schief gelaufen ist.
Am gleichen Tag zeigte ich auf, wie die Zahlen der weltweit Infizierten und Toten weiter exponentiell ansteigen und dass COVID-19 kein Medien-Hype ist.
Am 4. April 2020 warnte ich vor Verschwörungsmythen, welche gerade in der COVID-19-Pandemie enorm virulent wurden.
Am 6. April 2020 veröffentliche ich das vollständige COVID-19: Strategiepapier des Bundesinnenministeriums, in dem schon damals vieles ausführlich erläutert war.
Am gleichen Tag veröffentlichte ich Corona geht gerade erst los.
Am 12. April 2020 zeigte ich auf, dass über 90 Prozent der bisher obduzierten Toten tatsächlich nicht nur mit, sondern tatsächlich auch an SARS-CoV-2 starben.
Am 13. April 2020 gab ich den Klartext von Marcel Koch, dem Geschäftsführer des Helios Klinikum Aue, wieder, der die Lage in der Klinik eindringlich beschrieb.
Am 14. April 2020 gab ich die Rede von Markus Söder wieder: Wer zu früh lockert, riskiert einen Rückfall – Keine Experimente mit unserer Gesundheit!
Am gleichen Tag warnte ich vor solchen Leuten wie Beate Bahner, die sich selbst wahnhaft aufspielen und andere in ihren Verschwörungsfantasien mit hineinziehen möchten.
Am 15. Apirl 2020 wies ich bereits auf schwere Versäumnisse und Fehler von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hin.
Am 16. April versuchte ich aufzuzeigen, dass Wolgang Kubicki (FDP) die gesamte Pandemie-Problematik nicht ansatzweise verstanden hat und erläuterte dies.
Am 20. April 2020 explizierte ich, warum kontrollierte Herdenimmunität keine gute Idee ist.
Am 21. April 2020 schrieb ich, dass Merkel Recht habe, wenn sie den Reproduktionsfaktor weiter nach unten zu drücken versuche.
Am 23. April 2020 beleuchtete ich, wohin der schwedische Sonderweg in der Coronakrise führt.
Am 25. April 2020 legte ich dar, dass wir es mit einer völlig falsche Kontrastierung in der Coronakrise zu tun haben, wenn zwischen Gesundheit und Menschenleben einer Minderheit hier und dort der Psyche aller sowie den Interessen der Wirtschaft eine ganz falsche Gegenüberstellung gemacht werde.
Am 26. April 2020 versuchte ich zu verdeutlichen, was Reduktion der Reproduktionszahl bedeutet und warum dies so wichtig ist.
Am 30. April 2020 schrieb ich bereits: Was die Coronakrise deutlich macht: Wir alle lernen uns besser kennen. Ich zitiere daraus:
»Die Verschwörungsgläubigen wittern wieder eine gigantische Machenschaft der Machteliten, haben wieder einen Drahtzieher hinter dem Ganzen gefunden, dieses Mal nicht George Soros, sondern Bill Gates, ein anderer reicher US-Amerikaner natürlich wieder. Ein Weltbild ohne Hexen und Juden (Sündenböcke, die für alles Übel der Welt verantwortlich gemacht werden können, ist ihnen … nicht möglich).
Für die Vierten gilt: „schnellstmöglich zur Normalität für alle zurück, schnellstmöglich so umfassende Lockerungen wie nur möglich, dann sterben halt ein paar zig- oder hunderttausend, trifft ja doch hauptsächlich ganz Alte, die sowieso bald gestorben wären“ (vor allem zu finden bei AfD und FDP, aber nicht nur da, Tino Chrupalla am 28.04.2020: „Die AfD spricht sich für die sofortige umfassende Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Lebens aus.“)
Und dann gibt es die anderen, die einen total positiv überraschen, ganz vorne mit dabei: Prof. Karl Lauterbach (SPD), der sich unermüdlich und in vorbildlicher Diskussionskultur tagein tagaus um Aufklärung und Korrektur von Fehlvorstellungen bei etlichen seiner Kollegen bemüht, der im Bereich der Medizin eine Fachkompetenz hat, die wohl einzigartig sein dürfte in Deutschland und der zugleich eine Menschlichkeit an den Tag legt, ein Verantwortungsbewusstsein für alle Mitbürger, wie man sich das von einem Politiker nur wünschen kann.
Oder Angela Merkel (CDU), die nicht wie sonst so oft abwartet, was die Mehrheit will, um sich dann an die Spitze dieses Wollens zu setzen, sondern endlich mal politische Führung zu übernehmen versucht, wie seit vielen Jahren nicht mehr, unglücklicherweise in dieser Frage aber kaum Befugnisse hat, weil die Bundesländer und Kreise zuständig sind, die sich aber bemüht, den Laden zusammen zu halten und den eingeschlagenen Weg nicht zu schnell zu verlassen.
Und einer überzeugt mich ebenfalls ganz besonders, wie ich das noch vor wenigen Wochen und Monaten nicht geglaubt hätte: Markus Söder, der schon jetzt unter sämtlichen Ministerpräsidenten weit herausragt, ein Verantwortungsbewusstsein, eine Klarheit, eine Führungsstärke und zugleich eine Diplomatie in der Sprache und im Umgang mit allen anderen an den Tag legt, die beeindruckend ist.«
Am 3. Mail 2020 legte ich ausführlich dar, warum die einzig nachhaltige Corona-Strategie darin besteht: SARS-CoV-2 unter Kontrolle zu bringen und bezog mich hierbei unter anderem auf
- die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie in Ulm (ca. 800 Mitglieder),
- die Gesellschaft für Virologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit Sitz in Erlangen mit ca. 1.000 Mitgliedern,
- das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung mit mehr als 500 Ärzten und Naturwissenschaftlern,
- das Robert Koch-Institut mit ca. 450 Wissenschaftlern plus ca. 650 sonstigen Mitarbeitern,
- das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig mit ca. 800 Mitarbeitern und mit Prof. Dr. Michael Meyer-Hermann (Physiker) als Leiter der Abteilung System-Immunologie, der zugleich Professor an der Technischen Universität Braunschweig ist,
- das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern unter der Leitung von Prof. Dr. Anita Schöbel (Professorin für Angewandte Mathematik an der Technischen Universität Kaiserslautern) mit 330 Mitarbeitern,
- das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen mit ca. 230 Mitarbeitern und mit Dr. Viola Priesemann, die dort eine spezielle Forschungsgruppe leitet,
- das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen mit der Direktorin Prof. Dr. Iris Pigeot (Statistikerin) und über 150 Mitarbeitern, sowie
- auf etliche Krankenhäuser und Hochschulen, an denen wissenschaftlich geforscht wird, so zum Beispiel das Institut für Virologie an der Charité.
Am 13. Mai 2020 gab ich die Stellungnahme der vier großen Forschungsorganisationen wieder: Der Weg aus der Coronakrise.
Usw. usf. Es folgten zig weitere Artikel. Das waren jetzt nur die ersten acht Wochen ab Ende März 2020. So ging es die nächsten Monate weiter, so ging es mehr als ein ganzes Jahr weiter bis zum 1. April 2021: Meine Warnung von Anfang Dezember und was tatsächlich passierte.
Und hunderte, wenn nicht tausende andere haben sich ähnlich um Aufklärung der Bevölkerung bemüht, und die führenden Wissenschaftler um Aufklärung der führenden Politiker. Die Frage, die sich nach 13 Monaten aber nunmehr stellt, lautet: Was eigentlich kam bei diesen an? Dass bei einem Teil der Bevölkerung, vielleicht einem Fünftel, einem Viertel, nach all den politischen Pannen, die das Vertrauen in der Bevölkerung immer mehr torpedierten und zerstörten, inzwischen vielleicht einem Drittel, nur sehr wenig von alledem ankommt, dass viele von diesen Begriffsstutzern sich inzwischen vor allem in einer Partei organisiert haben, die aus Prinzip immer gegen alles ist, und dass die FDP sich seit Monaten diesem Klientel andient, ist das Eine. Das Andere aber ist, ob hier nicht ein kolossales Politikversagen vorliegt. Dazu hat sich auch die Quarks-Redaktion Gedanken gemacht.
Quarks Kommentar: Politikversagen? – Unwissenschaftliche Corona Politik: Mit Ansage ins Verderben
Wichtige Aussagen und Schaubilder aus dem Quarks-Film sowie drei Gesetzmäßigkeiten
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